<--- Home
<-- Back to Skandinavia overview

Tagebuch und Routenbeschreibung meiner Skandinavientour 2009

Tag 1
04.05.2009

Erfurt - Naumburg

92km
gesamt: 92km
Erfurt – Weimar (Städtekette) – Apolda - Bad-Sulza – Kleinheringen (Ilm-Radweg) – Bad Kösen – Naumburg (Saale-Radweg)

Bei frischen 7 Grad geht es früh in Erfurt los, so dass ich unterwegs gleich mal die langen Sachen anziehen muß, da es doch sehr windig ist. Bei Bernstedt entdecke ich eine Sonnenuhr sowie eine Weltkugel aus Stahl, die doch erst mein Ziel am Nordkap sein soll. Die Kopfsteinpflasterpassagen durch die Dörfer sind ein Test für das Material. Den Ilmtalradweg empfinde ich doch als ganz schön bergig, was an meinem Gepäck liegen kann, aber Steigungen, die bergauf nur schiebend zu bewältigen sind, habe ich hier noch nicht erwartet. Überraschend auch die Umleitung bei Bad Kösen, die vom Saaletal über die anliegenden Dörfer direkt zu den Burgen Saaleck und Rudelsburg hinaufführt, um dann wieder über ausgesetzte Steintreppen bergab zu führen. Das war der Höhepunkt des Tages und der Weg zum Zeltplatz an der Saale eher ruhig über asphaltierte Radwege. Hier wartet zu meiner Überraschung meine Mama auf mich und der Tag klingt bei gutem Essen aus.
Tag 2
05.05.2009

Naumburg - Kloschwitz (Wettin)

99km
gesamt: 191km
Naumburg – Weißenfels – Leuna – Merseburg – Halle – Wettin – Kloschwitz (Saaleradweg)

Der Tag heute wird windig und vernieselt. Das Frühstück mit vorbestellten Brötchen lässt den Tag aber angenehm beginnen und ein Plausch mit den Zeltnachbarn über den weiteren Verlauf verheißt nichts gutes – der Wind am Elbe-Radweg wehe oft aus Nord-West, so dass ich mir die falsche Richtung ausgesucht hätte, Richtung Mündung zu fahren. Ungeachtet dessen veläuft der Tag ruhig und ein falscher Hinweis einer Weißenfelserin beschert mir einen Umweg einmal über die Autobahnbrücke hoch und rasant wieder zurück. Insgesamt auch wieder viele kleine Dorfdurchfahrten mit ihren Tücken – spitze Kehren, Kopfsteinpflaster und fehlende oder falsche Wegweiser. In Halle wird das Material gefordert, so dass die Halterung meines Schutzbleches bricht – Materialfehler. Zum Schluß heißt es noch mal die Saale mit der Fähre kreuzen, und am Zeltplatz in Kloschwitz bin ich der einzige Zelter und das erste Mal kommt mein Gaskocher zum Abendbrot zum Einsatz – es gibt Nudeln!
Tag 3
06.05.2009

Kloschwitz (Wettin) - Hohenwarthe (Flußkreuz)

106km
gesamt: 297km
Kloschwitz – Rothenburg – Alsleben – Bernburg – Nienburg – Calbe (Saale-Radweg) – Schönebeck – Magdeburg – Hohenwarthe

Ohne Frühstück geht es heute los, es ist kalt und naß. Mit der Fähre geht es wieder auf die andere Seite der Saale und in Alsleben genieße ich zum „Frühstück“ erstmal Goulasch mit Klößen und Rotkraut an einer Imbissbude. Der Saaleradweg zieht sich nur so über die Dörfer, schlechte Straßen ohne Belag und zahlreiche kleinere Hügel, so dass ich bald beschließe, auf der Hauptstraße zu fahren, um überhaupt voran zu kommen, denn der Wind tut sein übriges. Bei dem Wetter spare ich mir den Zusammenfluß von Elbe und Saale in Barby und fahre direkt nach Schönebeck. Hinter Calbe geht es direkt auf der Verbindungsstraße ohne Möglichkeit zum Ausweichen weiter, links ist eine Leitplanke und rechts gleich der Graben an der Straße. Der Wind bringt einen ständig aus dem Gleichgewicht und die verteilt stehenden Bäume sowie vorbeifahrenden LKW machen es auch nicht leichter. Der Regen kündigt sich durch graue Wolken an und ich tue gut daran, die Regensachen anzuziehen, die zum Glück griffbereit liegen. In Schönebeck mache ich Rast bei einem Döner-Imbiß, als gerade der Regen herunterkommt. Nochmal Glück gehabt. In Magdeburg verfahre ich mich noch mal auf Grund fehlender Ausschilderung in einer Sackgasse auf einer kleinen Insel, also noch mal alles zurück. Am Abend kommt die Sonne raus und direkt an der Flusskreuzung von Elbe und Elbe-Havel-Kanal findet sich ein privater Zeltplatz mit Zugang zum Fluß und herrlichem Abendhimmel.
Tag 4
07.05.2009

Hohenwarthe (Flußkreuz) - Havelberg

102km
gesamt:400km
Hohenwarthe – Blumenthal – Parey – Jerichow – Schönhausen – Neumark-Lübars – Klietz – Havelberg

Nach einem guten Frühstück bin ich gestärkt für den Tag und die Sonne lacht. Auch habe ich heute Rückenwind und es geht idyllisch über die Dörfer und Elbauen. Eine Umleitung auf Grund von Schafen führt nur 10 Meter neben den Deich. Der Weg auf dem Deich ist aber teilweise zugewachsen und nur der Mittelstreifen mit einer Breite von 30cm bleibt zum Manövrieren, auf Dauer anstrengend, nicht links oder rechts auf die Holpersteine zu geraten. Irgendwann fällt mir auf, dass parallel zum Deich auch eine Asphaltstraße führt – nichts wie hin! An einem Imbiß stärke ich mich unterwegs und der Weg führt auch durch kleine Wäldchen, was dem Tag etwas Abwechslung bietet. Insgesamt stellt sich aber kein rundes Fahrgefühl ein durch die vielen kleinen Steigungen und Gefälle. In Havelberg suche ich mir einen Platz auf der Campinginsel und bekomme auch noch eine Kleinigkeit zum Abendbrot bei Sonnenschein.
Tag 5
08.05.2009

Havelberg - Dömitz

98km
gesamt:498km
Havelberg – Quitzöbel – Wittenberge – Lenzen – Dömitz

Heute starte ich mit Rückenwind, ab Wittenberge dafür mit Gegenwind und später auch mit Sonne. Der Weg zieht sich über Auen, Felder und Wälder und ist abwechslungsreich. Unterwegs gibt es viele Ausguckpunkte und auch viele Informationen über die Natur hier, so dass ich viele kleine Pausen mache. Eine Pause lege ich auch ein, um den Damen vom Prignitzer Tourismusverband ein paar Fragen zu meiner Tour und dem Elberadweg zu beantworten. Ich gebe aber nur Hamburg als Reiseziel an, das sollte für die Statistik genügen. Mittag lockt ein Angebot mit Schnitzeln in den Lenzener Sportboothafen, allerdings ist die Mittagszeit schon vorüber, so daß ich glücklich bin, ein paar Bockwürste zu bekommen. In Dömitz findet sich der Zeltplatz auf einer Wiese gleich neben dem Hafen und bezahlt wird beim Hafenmeister. Einfach, aber gut. Die Nacht wird stürmisch, bleibt aber zum Glück trocken.
Tag 6
09.05.2009

Dömitz - Hohnstorf (Lauenburg)

79km
gesamt: 578km
Dömitz – Kamerun – Hitzacker – Darchau – Garge – Bleckede – Radegast – Hohnstorf

IIm Sonnenschein geht es los und ich lege erstmal eine Pause ein und schaue mir die Bastion in Dömitz an, eine kleine Festung mit Heimatmuseum. Weiter geht es über Kamerun, einen kleinen Ort, bis Hitzacker, wo Mittag gemacht wird, eine schöne idyllische Stadt. Dann geht es auf der linken Seite der Elbe weiter durch schönen Wald, allerdings hätte man vorher auf die Steigungen hinweisen sollen – bis 14% zeigen die Schilder an, und das ist mit Gepäck kein Vergnügen, zumal man bergab auch nicht einfach durchrollen kann, sondern ständig im Wald bremsen muß. In Hohnstorf liegt der Zeltplatz direkt an der Elbe und ich baue mein Zelt gleich neben einer Bank auf und nehme erstmal ein Bad. Ewig flach und sandig ist es hier, aber zum erstenmal in freiem Wasser dieses Jahr. Im Ort ist ein Volksfest und dort kaufe ich auch noch ein paar Kleinigkeiten für die nächsten Tage ein. Auf dem Rückweg überrascht mich meine Freundin Daniela, die mich hier kurzer Hand besucht bevor ich das Land verlasse und der Abend klingt bei Wein und lecker Essen aus.
Tag 7
10.05.2009

Hohnstorf (Lauenburg) - Henstedt-Ulzburg

99km
gesamt: 677km
Hohnstorf – Lauenburg – Schwarzenbek – Trittau – Bargteheide – Bargfeld-Stegen – Kayhude – Henstedt-Ulzburg

Nachdem heute Ausschlafen angesagt war, mache ich mich ohne Gepäck auf den Weg, denn Daniela fährt mit dem Auto vor und bringt die Sachen zu Anja und Stephan, bei denen ich mich für heute abend eingeladen habe. Das Fahren ist ein ganz neues Gefühl ohne den Ballast und so fliegen die Dörfer nur so vorbei. Bei Trittau ereilt mich heute ein Platten, das soll aber die Überraschung des Tages bleiben. Nach dem gemeinsamen Mittagessen am Lütjensee gehen Daniela und ich wieder getrennte Wege und ohne genaue Ortskenntnis verfahre ich mich noch ein paar Mal hinter Hamburg in den Dörfern bis ich es nach Henstedt finde und für die nächste Zeit das letzte Mal in einem Bett schlafen werde.
Tag 8
11.05.2009

Henstedt-Ulzburg - Dersau (Plöner See)

64km
gesamt: 741km
Henstedt-Ulzburg – Wakenburg II – Nahe – Bad Segeberg – Rönnau – Blunk – Dersau

Gestärkt geht es erst nach dem Mittag los, dafür wieder voll beladen. Der Radweg hier ist zwar gut gedacht, aber ständig stößt man an Sperrgitter, die man in zwei 90-Grad-Kurven umfahren muß bei einer Breite, die mit Gepäck nur schiebend zu bewältigen ist. Also doch wieder Landstraße fahren. So richtig rund läuft es heute nicht, Mittag mache ich in Bad Segeberg mit einem großen Dönerteller und das Ziel heute liegt am Plöner See in Dersau. Für heute reicht es auch und ich fühle mich, als könnte ich einen Ruhetag gebrauchen. Entlohnt wurde ich aber mit Sonnenschein den ganzen Tag lang.
Tag 9
12.05.2009

Dersau (Plöner See) - Haddeby (Schleswig)

99km
gesamt: 840km
Dersau – Ascheberg – Preetz – Kiel – Gettorf – Eckernförde – Haddeby

Heute läuft es doch wieder gut und das Wetter ist auf meiner Seite. Bis Kiel komme ich gut voran und Mittag gibt es direkt am Schwedenkai. Eigentlich könnte ich gleich in eine Fähre einsteigen und wäre schon da, aber das ist nur ein Gedanke. Ins Stadtzentrum geht es immer leicht der Ausschilderung nach, rauszufinden ist mit dem Fahrrad immer eine Herausforderung. Nach Schleswig geht es dann doch wieder mit Rückenwind uns so komme ich gut voran. Hier gibt es noch einen tollen Sonnenuntergang am Schleijsee und ein Austausch mit anderen Radlern gibt der Kommunikation wieder Aufschwung.
Tag 10
13.05.2009

Haddeby (Schleswig) - Aabenraa (DK)

71km
gesamt: 912km
Haddeby – Schleswig – Idstedt – Sieverstedt – Süderschmeddeby – Tarp – Oeversee – Flensburg – Krusa (DK) – Aabenraa

In Schleswig suche ich wieder nach der Ausschilderung Richtung Flensburg, aber die Bundesstraße will ich meiden, so wird es schwierig und nur durch Zufall sehe ich ein Schild für Radfahrer nach Flensburg, dass über den Schlossberg führt. Ein Einkauf bei Lidl lässt noch mal in Deutschland den Proviant auftanken. Über die Dörfer läuft es recht unkompliziert parallel zur Hauptstraße auf einem eigenen Radweg. Kurz vor Flensburg treffe ich einen Radler, so dass wir gegenseitig „Beweisfotos“ vor dem Ortsschild machen können, für ihn ist die Tour hier zu Ende. In Flensburg gibt es noch mal Mittag und die letzten Karten aus Deutschland werden geschrieben, dann geht es Richtung Dänemark. Nach 888km erreiche ich endlich die Landesgrenze und hier werden die Straßen richtig gerade nur unterbrochen von Hügeln und Senken, so dass man sie für Kilometer überblicken kann. In Aabenraa bin ich wieder der einzige mit Zelt und die Duschen hier haben keine Zeitbegrenzung – die Chance für eine kleine Handwäsche, da bei dem Wind die Sachen bestimmt wieder trocken werden.
Tag 11
14.05.2009

Aabenraa (DK) - Middelfart

79km
gesamt: 992km
Aabenraa – Haderslev – Kolding – Middelfart

In Dänemark gehen die Straßen wohl nur geradeaus, das ist schon etwas deprimierend, aber man kann das Ziel erahnen. In Kolding mache ich Mittagspause, die Bezahlung klappt auch mit Euro bzw. Karte am Zeltplatz und so ist zumindest das Geld nicht das Problem. Der Wind bläst ständig von der Seite aus Ost und es ist doch recht kühl trotz Sonnenschein. Aus Kolding raus zu finden ist wieder ein Problem, da die Radwege nur sporadisch ausgeschildert sind, so dass ich wieder eine Extrarunde drehe. Nun habe ich den Wind aus Ost gegen mich, und das soll auch die nächsten Tage so bleiben. Im kleinsten Gang geht es die an sich flachen Hügel hoch und selbst bergab komme ich nicht ins rollen. Den kleinen Belt überquere ich auf der Brücke, die eine gigantische Konstruktion ist und nehme gleich den ersten Zeltplatz in Middelfart. Den Abend genieße ich noch am Strand mit Blick auf die Brücke und wandere noch mal hinauf.
Tag 12
15.05.2009

Middelfart - Nyborg

86km
gesamt: 1078km
Middelfart – Norra Aaby – Vissenbjerg – Odense – Langeskov – Nyborg

Heute wird ausgeschlafen und nach einem gesunden Frühstück geht es los über die Insel. Das Ziel Nyborg ist aber fraglich, da der Wind heute gegen mich steht. Ich muß viele Pausen machen und viel trinken und zwischendurch essen, da der Wind einfach erbarmungslos ist und auch die kleinsten Steigungen zu richtigen Herausforderungen werden. Auf einem Rastplatz treffe ich einen Biker mit seinem Moped, der schon oft in Schweden war, noch mehr vollgepackt als mein Rad, und er gibt mir ein paar gute Tips, um mich dort zurechtzufinden. In Odense mache ich kurz Mittagspause, die Stadt ist voller Leute und es gibt keinen Ort, um das Fahrrad mit Gepäck sicher abzustellen, also gibt es nur ein paar HotDogs. Nach kurzer Pause sehe ich Nyborg schon in Reichweite – nur 30km noch gegen den Wind. Egal wann, ich will einfach nur ankommen. Nach zweieinhalb Stunden mache ich gleich Pause am ersten Imbiß, den ich ich sehe und bestelle einen großen Hamburgerteller. Zum Zeltplatz ist es dann nicht nicht mehr weit und am Horizont sehe ich die Große-Belt-Brücke, über die ich morgen will, entweder per Rad oder per Zug.
Tag 13
16.05.2009

Nyborg
(Regentag)

0km
gesamt: 1078km
Nyborg – Nyborg

Als ich aus dem Zelt schaue, regenet es in Strömen. Das ist kein gutes Zeichen. Also heißt es, den Tag langsam angehen zu lassen. Zum Glück habe ich mir gestern noch auch großen Mülltüten eine Unterlage für das Zelt gebaut, so dass doch alles von unten trocken ist, denn das war die letzten Tage ein kleines Problem. Gegen Mittag nimmt der Regen ab und dick angezogen mit Regenjacke und Regenhose gehe ich in die Stadt um zu schauen, wie ich morgen über die Große-Belt-Brücke kommen, denn fahren auf der Autobahn, die darüberführt, geht leider nicht. Im Bahnhof erklärt man mir, dass alles ganz einfach geht und ich mit dem Rad mit dem Zug darüber fahren kann. Das wäre also geklärt. Nach einem Mittagsschläfchen wollte ich mich im Hallenbad noch etwas ausschwimmen, doch das hat leider schon zu, wie ärgerlich! Am Abend hat auch der Regen aufgehört und die Belt-Brücke sieht man schon wieder aus den Wolken auftauchen, hinter denen sie die ganze Zeit verschwunden war.
Tag 14
17.05.2009

Nyborg - Koge

86km
gesamt: 1165km
Nyborg – Korsor (Zug) – Slagelse – Soro – Fjenneslev – Ringsted – Slimminge – Bjaerskov – Lellinge – Koge

Heute morgen ist wieder alles trocken und vom Campingnachbarn werde ich sogar auf einen Guten-Morgen-Kaffee eingeladen. Am Bahnhof löse ich dann ein Ticket für mich und eins für mein Rad und dann heißt es umpacken – alle Taschen ab, dann muß ich doch dreimal laufen, um alles im Zug zu haben. Die Brückenüberfahrt ist selbst nicht so spektakulär wie erwartet, man sieht halt nur Wasser. Angekommen in Korsor geht es wieder auf die Straße und immer gegen den Ostwind, aber nicht ganz so schlimm wie vorgestern. Man merkt, dass Sonntag ist, es ist wenig los auf den Straßen und das Vorangekommen dadurch angenehmer. Die Fahrt zieht sich dennoch hin bis nach Koge ans andere Ende der Insel, so dass ich morgen gleich nach Schweden übersetzen kann. In Koge gibt es einen etwas windgeschützten Zeltplatz und dort treffe ich einen Radler, der von Kopenhagen aus nach Berlin möchte, eine willkommene Abwechslung zu den sonst wenigen Gesprächen. Es sieht wieder nach Regen aus heute Nacht und hoffentlich ist es morgen wieder trocken.
Tag 15
18.05.2009

Koge - Malmö (S)

66km
gesamt: 1232km
Koge – Kobenhavn – Malmö

Kaum zu glauben, aber die Sonne scheint und heute kann ich in kurzen Sachen radeln! Da kommt Freude auf, zumal es heute auch nicht ganz so weit wird – bis Kopenhagen immer fast an der Küste lang, aber man sieht nicht viel von der Ostsee, da sie sehr verbaut ist. Das typische Touristenfoto mit der kleinen Meerjungfrau mache ich natürlich auch, als ich in dem Touristenstrom auch mal an der Reihe bin und nach einer kleinen Stadtrundfahrt mit dem Fahrrad und lecker Eis suche ich den Bahnhof auf, um mir ein Ticket nach Malmö über die Öresund-Brücke zu kaufen. Diesmal lasse ich die Taschen alle am Fahrrad in der Hoffnung, es komplett in den Zug zu bekommen, und tatsächlich kann ich ebenerdig in ein großes Abteil einsteigen. Über die Brücke geht es wie im Fluge und der Ausstieg in Malmö ist etwas problematisch – die Türen meines Waggons können nicht geöffnet werden, da der Zug nicht komplett in den Bahnhof einfahren konnte. So heißt es mit Hilfe das Fahrrad durch den Waggon schieben und weiter vorne aussteigen, dazu musste das Gepäck nun doch ab! In Malmö suche ich erstmal den Zeltplatz, hier hat man einen tollen Blick auf die Brücke und den Sonnenuntergang. Leider ist die Rezeption schon geschlossen, so dass ich mir nur ein grünes Stückchen Wiese suche und dort nächtige, während es in der Nacht wieder mit regnen anfängt.
Tag 16
19.05.2009

Malmö - Osbyholm

84km
gesamt: 1316km
Malmö – Lund – Sandby – Flyinge – Röslov – Skarhult – Ö Strö – Gudmuntorp – Osbyholm

Heute geht es in weg von der Küste. In Malmö hole ich mir erstmal eine Karte, damit ich mich in Schweden zurechtfinden, denn die, die ich mithabe, sind alle zu grob aufgelöst und zeigen nicht alle Orte. Auf Nebenstraßen finde ich dann meinen Weg aus Malmö, zum Glück sind auf der Karte fast alle Orte drauf, so dass ich mich gut orientieren kann. Trotzdem fahre ich in Lund zweimal im Kreis, da die Ausschilderung zwar die nächsten Orte einhaltet, und seien sie auch noch so klein, aber nicht die nächstgrößere Stadt. Über die Dörfer geht es mit Rückenwind doch wieder besser und in Osbyholm direkt am See finde ich einen reizvollen kleinen Zeltplatz, und ein Sprung ins recht warme Wasser sowie selbstgekochte Nudeln runden den Tag im Sonnenuntergang ab. Es ist mittlerweile schon bis nach 22:00 Uhr immer noch hell, was um die Jahreszeit doch ungewöhnlich für zu Hause ist.
Tag 17
20.05.2009

Osbyholm - Osby

91km
gesamt: 1408km
Osbyholm – Hörby – Rörum – Höör – Tjörnarp – Sösdala - Tormestorp – Hässleholm – Stoby – Hästveda – Osby

Der Tag startet auch mit Sonnenschein und Rückenwind aus Süden. Ich komme gut voran und das Fahren auf der Hauptverkehrsstraße ist doch anstrengend, auch wenn es einen extra Seitenstreifen für langsamere Verkehrsteilnehmer gibt. Die LKW haben hier Überlänge und sind 8-achsig bereift. In Hassleholm mache ich Mittag und kaufe noch ein paar Sachen ein – neue Karten für die nächsten Etappen und einen neuen Mantel für mein Hinterrad, da der alte Mantel wohl bei dem Platten in Trittau etwas abbekommen hat vom Schieben. Nun löst sich das Gewebe und man merkt den unrunden Lauf vor allem bergab, das ist mit dem Gepäck doch zu riskant. Und da morgen Feiertag ist, will ich das heute noch reparieren. In Osby gibt es einen kleinen Zeltplatz und hier wird der Mantel ausgetauscht sowie das Fahrrad noch mal durchgecheckt, doch der Rest hält soweit. In der langen Dämmerung klingt der Tag mit einem Spaziergang durch den Wald aus und die Nacht bleibt auch trocken.
Tag 18
21.05.2009

Osby - Värnamo

111km
gesamt: 1520km
Osby – Björkeras – Delary – Göteryd – Askenäs – Hornsborg – Hamneda – Kanna Ljungby – Lagan – Dörarp – Tannö – Värnamo

Hier auf dem Zeltplatz nutze ich erstmal das angebotene W-LAN, um nach Hause zu telefonieren und die erste Version meiner Seite zu aktualisieren. Dadurch komme ich erst recht spät weg, aber Rückenwind verhilft heute zu neuen Bestleistungen. Erst fahre ich durch den Walt auf kleinen unbefestigten Straßen, doch die ständig wechselnden Anstiege und Gefälle bremsen auf Dauer mehr, als dass es die kürzere Strecke wert ist. Doch man sieht hier interessante Details wie ein altes Hügelgrab, zu dem hier noch hunderte folgen und eine alte Ziegelei, die mich doch etwas an zu Hause erinnert. Da heute Feiertag ist, ist auch kaum Verkehr und das Fahren sehr angenehm. Unterwegs treffe ich auf zwei Radler, die mir entgegen kommen, die aus Jönköping nach Paris unterwegs sind – ich bin doch nicht ganz alleine auf der Welt :) Heute schaffe ich über 111km, was ein neuer Tagesrekord ist und entsprechend freue ich mich auf die warme Dusche auf dem Zeltplatz und kann gut einschlafen.
Tag 19
22.05.2009

Värnamo - Jönköping

85km
gesamt: 1606km
Värnamo – Hörle – Klevshult – Skillingaryd – Vaggeryd – Byarum –Lovsjö – Barnarp – Jönköping

Es gibt Regen über Nacht und früh ist alles grau. Nachdem ich alles zusammengepackt habe merke ich, dass mein Hinterrad platt ist, warum auch immer. Also heißt es erstmal Schlauch wechseln und das bei einsetzendem Nieselregen. Heute bleibt es wechselhaft und so weiß ich nicht, was ich nun anziehen soll. Im Regen stelle ich mich erstmal unter einem Fabrikdach unter, bei Sonnenschein kann ich wieder die langen Regensachen ausziehen – ein Hin und Her. Sonst gibt es heute nicht viel zu sehen, es geht durch den Wald und der Wind weht aus Südwest, leicht von hinten. In Jönköping gibt es einen riesigen Zeltplatz, der überhaupt nicht schick ist, aber ein Stück Wiese finde ich hier allemal. Das lässt mich überlegen, doch einfach mal die Zeltplätze außen vor zu lassen und einfach so am See zu zelten, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Denn es ist nicht unbedingt immer schön, als einziges Zelt inmitten von Caravans umgeben zu stehen, dann doch lieber inmitten von viel Grün!
Tag 20
23.05.2009

Jönköping - Karlsborg

106km
gesamt: 1712km
Jönköping – Bankeryd – Habo – Fagerhult – Hjo – Mölltorp – Karlsborg

Heute geht es um den Vättern-See, eigentlich eine flache Rundstrecke, denke ich, aber der Rundweg geht erstmal geradezu nur bergauf um dann vom See Abstand zu nehmen. Ich fahre links vom See, da rechts die Autobahn langgeht, so ist hier weniger Verkehr. Im Wald bin ich diesmal gut vom Westwind geschützt und die Sonne wechselt sich heute mit den Wolken ab, insgesamt ist es doch recht warm. Ein Radler, der mich überholt, empfiehlt mir, in Hjo doch einen Abstecher zum Hafen zu machen und dort frischen Lachs zu essen, das heißt aber über 100Höhenmeter runterzufahren zum See und dann wieder hoch, das will ich mir mit dem Gepäck aber gerne sparen und vorankommen. Außer Wald und einem Dachs gibt es nicht allzu viel zu sehen auf der Straße. Ein paar Kühe und Schafe schauen mir auf meiner Fahrt zu. In Karlsberg hole ich mir erstmal ein Eis und genieße die Abendsonne auf dem Zeltplatz – einfach herrlich, wenn der Tag so ausklingt.
Tag 21
24.05.2009

Karlsborg - Örebro

103km
gesamt: 1815km
Karlsborg – Olshammer – Askersund – Asbro – Hallsberg – Kumla – Mosas – Marieberg – Örebro

Die Sonne scheint und der Wind kommt heute von vorne aus Nordwesten. Bis Askersund geht es 50km nur durch den Wald mit ein paar kleinen freien Stellen, von denen aus man den See sehen kann. Ab Askersund treffen wieder zwei Hauptstraßen aufeinander und bald bin ich wieder auf einer autobahnähnlichen Straße, zwar nur einspurig, aber beide Fahrseiten getrennt durch einen Art Mittelleitplanke aus Stahlseilen und rechts von der Fahrban das selbe, so dass es eng wird, wenn die LKW vorbeirauschen. Sobald wie möglich mache ich mich von der Straße runter und über die Dörfer und Felder geht es nach Örebro. Hier ist eine Riesenanlange mit Zeltplatz und Freizeitbad, so dass ich morgen wohl hier bleiben werde.
Tag 22
25.05.2009

Örebro (Ruhetag)

0km
gesamt: 1815km
Örebro

So ein Ruhetag ist doch mal ganz schön, vor allem, wenn die Sonne scheint. Die müden Knochen wissen das zu schätzen und es bleibt Zeit, ein paar Dinge zu erledigen. Wäsche waschen ist angesagt, die bei diesem Wetter auch schnell wieder trocken wird. Hier kann ich auch meine Webseite wieder auf Stand bringen, die Anbindung über W-LAN ist auf vielen Zeltplätzen sehr gut, wollen doch die Caravan-Touristen auch nicht auf ihre lieb gewonnenen Dinge von zu Hause verzichten. Ein Spaziergang am Nachmittag durch die Stadt führt mich zum Schloß und ich kann auch schon mal die Läden durchschauen, wenn ich morgen wieder einkaufen werde. An den Campingplatz ist ein Bad mit angeschlossen, so dass ich hier auch meine Muskeln etwas lockern kann und ein paar Bahnen in der Halle ziehe. Bei herrlichem Sonnenschein klingt der Tag aus und die Dämmerung wird mich wieder die ganze Nacht begleiten.
Tag 23
26.05.2009

Örebro - Riddarhyttan

94km
gesamt: 1909km
Örebro – Lilian – Hovsta – Lindesberg – Gusselby – Riddarhyttan

Der Tag beginnt mit Sonnenschein, so wie schon die letzten Tage auf meiner Tour. Das lässt mich bei Zeiten wach werden, denn auch im Zelt wird es dann immer ganz schön warm. Nachdem ich noch die wichtigsten Sachen für die nächsten Tage eingekauft habe geht es wieder auf Achse. Allerdings hat die Tour heute so ihre Tücken. Nachdem die Hauptstraße hier für Fahrräder gesperrt ist und wieder über diese fiesen Leitplanken mit Seilabsperrung verfügt, so dass man nicht nach rechts ausweichen kann, fahre ich über die Nebenstraßen direkt durch den Wald. Leider ist die Ausschilderung mangelhaft, so dass ich mich zweimal verfahre und beim dritten Mal mittem im Wald auf einer Wiese lande, wo der Weg einfach aufhört. Mit dem neuen, schmalen City-Reifen, der auf der Straße wunderbar rollt, bin ich im Wald ohne Profil auf der schlechten Seite und kann durch den Matsch nur schieben. Das ist frustrierend. Am Ende helfen mir die Bewohner des Dorfes weiter uns zeigen mir den richtigen Weg, immerhin werden es durch solche Begebenheiten 16km Mehr-Weg, den ich heute ungeplant fahre. Die Straße am Nachmittag ist wieder herrlich breit und hier kann ich auch gemütlich dahinrollen, auch wenn es für eine Stunde mit regnen anfängt und für 20km kein Ort oder Bushäuschen kommt, so dass ich doch gut und ohne Pause vorankomme. In Riddarhyttan finde ich einen kleinen herrlichen Zeltplatz und erkunde hier die alte Kupferhütte mit einem riesigen Geröllberg, von dem man einen herrlichen Blick über die Gegend hat.
Tag 24
27.05.2009

Riddarhyttan - Kratte Masugn

110km
gesamt: 2020km
Riddarhyttan – Fagersta – Norberg – Avesta – Kratte Masugn

Der Wind weht heftig aus unbestimmten Richtungen als ich wach werde, und schüttelt das Zelt durch. Auf der Straße ist es dann Westwind, der mich zum Glück anschiebt auf meiner Tagesetappe. Als eine Umleitung ausgeschildert ist, fahre ich trotzdem über die Baustelle und bin als einziger Verkehrsteilnehmer auf einer richtig neuen Straße unterwegs. Immerhin spare ich dadurch einen Umweg von einigen Kilometern, die mit dem Auto sicher leichter zu verschmerzen sind. Der Himmel ist bedeckt und ab und zu gibt es Nieselregen, trotz der bedrohlichen Wolken bleibt der richtige Regen aus. Etwas Sonne lugt dann auch durch und ich bin wieder am Verzweifeln mit den Sachen – kurze Sachen in der Sonne scheinen richtig, sobald aber die Wolken mit Wind aufziehen, scheinen lange Sachen besser. An einer zweiten Baustelle wird es richtig staubig und es geht für einige Kilometer über groben Schotter, was kein wirklich tolles Fahrgefühl ist. Da heute kein Zeltplatz in Reichweite ist, will ich einfach an einem See mit Badestelle und Hütte übernachten. Der Weg dahin ist nicht so gut ausgeschildert, aber auch hier helfen freundliche Anwohner weiter. Am See suche ich mir ein stilles Plätzchen und mit Nudeln klingt der Tag im Wald aus.
Tag 25
28.05.2009

Kratte Masugn - Gävle

64km
gesamt: 2084km
Kratte Masugn – Torsacker – Storvik – Kungsgarden – Sandviken – Valbo – Gävle

Über Nacht hat es sich eingenieselt, zum Glück ist nebenan gleich eine Grillhütte, in der ich alles trocken zusammenlegen kann und mit Blick auf den verregneten See in Ruhe mein Frühstück genieße. Auf einmal füllt sich der kleine Ort mit einer Masse an Leuten und alle wollen es sich in meiner kleinen Grillhütte bei dem Regen gemütlich machen. Bei leichtem Regen starte ich also und das soll in den nächsten Stunden noch schlimmer werden. Nach 6 Stunden im Regen bin auch ich komplett naß und habe bei Zeiten meinen Plan, Richtung Norden zu fahren, in Richtung Osten nach Gävle gelenkt. Eine Stadt mit Bahnanschluß und etwas mehr Möglichkeiten als mitten im Wald, sollte es sich doch für die nächsten Tag einregnen. Hier suche ich mir auch eine Jugendherberge, denn der Regen hat noch nicht aufgehört. Die warme Dusche tut hier mal richtig gut und am Abend wird es auch draußen wieder trocken. Dennoch beschließe ich spontan, morgen einen Kurztrip nach Deutschland zu machen, immerhin sind 3 Tage frei zu Pfingsten und mein Opa feiert seinen Geburstag, wo es wieder lecker Schaschlik gibt, und darauf kann ich nur schwer verzichten nach den letzten entbehrungsreichen Tagen ;)
Tag 26-30
29.05.2009 -
02.06.2009

Gävle - Erfurt - Gävle

0km
gesamt: 2084km
Gävle - Erfurt - Gävle - Urlaub im Urlaub ;)

Insgesamt 5 Tage „Urlaub im Urlaub“, davon 2 Reisetage mit Zug von Gävle nach Stockholm und Flieger von Stockholm über Amsterdam nach Frankfurt und per Zug nach Erfurt und zurück. Bestes Wetter daheim heißt mich willkommen und die Überraschung über das Wiedersehen ist auch gelungen. Dienstag geht es wieder zurück nach Gävle, wo ich mein Fahrrad und das Gepäck in der Jugendherberge untergestellt habe um Mittwoch mit neuer Kraft Richtung Norden weiter zu starten.
Tag 31
03.06.2009

Gävle - See zwischen Söderala und Kungsgarden

95km
gesamt: 2180km
Gävle – Forsby – Oppala – Björke – Trödje – Katrineholm – Hamrangefjärden – Bergby – Axmar bruk – Ljusne – Söderala – am See zwischen Söderala und Kungsgarden

Bei Zeiten bin ich heute früh wach und genieße das ausgedehnte Frühstück, dass ich in der Jugendherberge bestellt habe. Im Supermarkt um die Ecke kaufe ich noch ein paar Kleinigkeiten, da die Auswahl an Müsli-Riegeln hier aber nicht überwältigend ist, müssen Kekse ausreichen. Um zehn geht es los und es ist trocken, aber bedeckt. Nach 32km dann ereilt mich ein Platten! Das kostet eine halbe Stunde zu Wechseln, immerhin muß das gesamte Gepäck runter und auch wieder drauf. Der Wind bläst mir heute entgegen und die Sonne scheint nur über der Ostsee. In Axmarbruck mache ich heute Mittagspause direkt mit Blick auf die Ostsee. Die Straße zieht sich flach durch die Gegend, immerhin verläuft sie fast auf Meeresniveau. Ein Schauer zieht auch noch auf, doch der ist auch bald wieder vorbei. Bei Söderala suche ich mir einen schönen Platz am See, leider ist der von der Karte versprochene Badeplatz gar nicht so toll und ich kann mein Zelt nur direkt am Weg aufstellen, da der Wald hier total urwüchsig ist. Ein paar Hütten sind in Sichtweite und die Trolle haben auch schon auf mich gewartet :) Am Abend merke ich, wie mein Hinterrad schon wieder Luft verliert, so langsam habe ich das Gefühl, das hängt mit dem neuen Mantel zusammen, den ich in Osby aufgezogen habe. Naja, da nutze ich den Abend, um das Fahrrad wieder flott zu machen und endlich kommt auch das Schutzblech für vorne wieder dran, das ich seit Halle mit mir herumschleppe und aus Mangel an Haltewinkeln nicht anbringen konnte, den habe ich erst während meines kurzen Heimaturlaubs wieder besorgen und zurechtboren können. Immerhin entschädigen lecker Spaghetti und ein herrlicher Sonnenuntergang für diesen Tag!
Tag 32
04.06.2009

am See zwischen Söderala und Kungsgarden
(Regentag)



0km
gesamt: 2180km
Am See zwischen Söderala und Kungsgarden

Um 5:00 Uhr ist es bereits hell, aber es hat die ganze Nacht geregnet und es nieselt immer noch. Um 9:00 ist alles draußen naß und der Schotterweg am See von Pfützen übersät, der Himmel soweit ich gucken kann, grau. Also mache ich erstmal im Zelt Frühstück, so gemütlich es eben geht, und lege mich dann noch mal hin. Bei dem Wetter ist nicht an Fahrradfahren bzw. Zelt packen zu denken. Zumal der Wind auch noch aus Nord sturmartig gegen mich blasen würde. Da bleibt Zeit für etwas Hausarbeit – Taschen aufräumen, Sachen flicken und einen Regenschutz für meine Schuhe basteln, wofür habe ich denn die ganzen Plastetüten dabei? Hier am See ist es total ruhig, maximal ein Auto kommt in der Stunde hier vorbei. Aber vielleicht ist es auch nur das Rauschen der Bäume im Wind, das ich hier wahrnehme. Gegen Nachmittag lässt der Regen nach und die Vögel fangen auch wieder an zu zwitschern. Bei einem älteren Pärchen, das hier in einer der Hütten wohnt, hole ich erstmal frisches Trinkwasser, die Verständigung klappt prima mit Händen und Füßen – ich brauche nur auf meine Wasserflasche zu zeigen! Ein Spaziergang um den See ist das Highlight des Tages und so finde ich auch ein richtig schickes WC das sonst von Anglern und Jägern benutzt wird – Lektüre auch vorhanden ;)
Tag 33
05.06.2009

See zwischen Söderala und Kungsgarden- Harmanger

81km
gesamt: 2261km
Am See zwischen Söderala und Kungsgarden – Kungsgarden – Alebo – Lindefallet – Enanger – Njutanger – Iggesund – Hudiksvall – Harmanger

Der Regen ist weg, nur der Wind aus Nord ist noch geblieben, immerhin, ich kann heute weiterfahren! Nach dem Frühstück im Zelt wird bei dem Wind alles auch gleich trocken und um 9:00 geht es los. Einmal verfahre ich mich in Kungsgarden, das wäre ja zu schön, wenn der Wind auf einmal von hinten bläst… Dennoch komme ich gut voran, da der Wald zum Glück viel vom Wind wegnimmt. Ab Enanger geht es auf der Hauptstraße E4 weiter voran, die teilweise autobahnähnlich ausgebaut ist – mit Leitplanken in der Mitte und auch rechts am Rand. Und einen Standstreifen gibt es nicht, so dass nur wenige Zentimeter zum manövrieren bleiben, umso enger, wenn auf der einspurigen Straße ein LKW oder Bus überholen – Nervenkitzel pur! 3km vorm Ziel die nächste Panne – an einem Schild abgestellt, kippt mein Fahrrad um und die Halterung vom Lowrider bricht von der Vordergabel ab. Mit Kabelbinder ist das erstmal provisorisch repariert. In Harmanger suche ich nach diesem windigen Tag den Zeltplatz auf, scheinbar zu früh für die hiesige Saison, es ist niemand da, zum Glück sind die Toiletten und die Küche offen und zumindest das kalte Wasser läuft! Da nun auch die Sonne scheint, bleibe ich einfach hier obwohl es gerade mal 17:00 ist. Und selbst die kalte Dusche nach 2 Tagen im Wald ist ganz wohltuend. Hier treffe ich später auch Markus aus Hamburg, der mit dem Rad von Norden kommt auf seinem Weg auf dem Ostseeküstenradweg. Es tut gut, sich auszutauschen und ein gemeinsames Abendessen bei der wohligen Wärme des Küchenherdes lässt den Abend gemütlich ausklingen. So verquatschen wir uns auch und da es draußen immer noch hell ist, haben wir es bald auch Mitternacht – Zeit, ins Bett zu gehen.
Tag 34
06.06.2009

Harmanger - Antjärn

104km
gesamt: 2366km
Harmanger – Jättendal – Gnarp – Njurundabommen – Svartvik – Sundsvall – Timra – Bye – Antjärn

Der Tag startet mit einem Frühstück mit Nutella, Kaffee und Cappuccino zusammen mit Markus und die warme Küche lädt dazu gerade ein. Seine Empfehlung, doch mal auf dem „Cycelsparet“-Radweg zu fahren, der idyllischer ist als die E4, werde ich mir merken, doch die Nebenstraßen mit ihren steileren Anstiegen und vielen Schlenkern bringen mich nicht recht voran. Nachdem wir uns weiterhin eine gute Reise wünschen, gehen wir wieder getrennte Wege. Auf der E4 geht es weiter gegen Norden, zum Glück ist relativ wenig Verkehr, so dass ich nicht immer nur stur rechts fahren muß. In Sundsvall sind alle Menschen auf den Beinen, denn heute ist schwedischer Nationalfeiertag. Imposant ist die Sprungschanze, die direkt oberhalb der Stadt liegt. Kaum vorstellbar, dass hier im Winter soviel Schnee liegt, auch die ganzen Wegweiser für Schneemobile und Skipisten, die im Sommer witzig erscheinen, deuten darauf hin. Immerhin bin ich ja im Norden von Schweden unterwegs. Auf einmal wird die E4 doch zur Autobahn und ist für Radler gesperrt. Eine Umfahrung gibt es zum Glück und der Wind kommt nun auch aus Süden – welch ein Glück. Aus Mangel an Alternativen geht es wieder zwischen Leitplanken und Stahlseilen weiter nach Norden. In Bye heißt mich ein himmelblauer Trabant auf einem Zeltplatz willkommen – eine Erinnerung an die ferne Heimat, doch etwas weiter fahre ich noch. In Antjärn werde ich im 70er-Jahre Stil willkommen geheißen und finde hier ein herrliches Plätzchen sowie eine warme Küche und neue Sanitäranlagen mit 70-ies Musik im Hintergrund. Eine Sauna könnte ich auch benutzen, doch das Anheizen für mich alleine ist zu aufwendig und so klingt der Tag mit einem Ortsbummel von 5 Minuten unter immer noch hellem Himmel aus.
Tag 35
07.06.2009

Antjärn – Kornsjä (Bjästa)

103km
gesamt: 2470km
Antjärn – Säbra – Norrstieg – Älandsbro – Berge – Utansjö – Ramvik – Utvik – Nora – Järesta – Ullanger – Docksta – Kornsjö (Bjästa)

Um Harnösand, die nächste Großstadt zu umfahren, fahre ich gleich über die Dörfer und spare so 2km. Durch die vielen kleinen steilen Anstiege auf Schotterwegen und das viele In-die-Karte-gucken frage ich mich allerdings, ob das auch wirklich schneller war. Und als Krönung ist die E4 wieder für Radler gesperrt, so dass ich diesmal durch steile Berge und Abfahrten parallel dazu fahren muß. Bis auf ein Teilstück von Utansjö nach Ramvik, hier geht eine 2km lange Brücke über die Bucht und die Umfahrung wäre ein Vielfaches länger gewesen. Doch danach geht es auf dem Cyclesparet weiter, idyllisch durch Dörfer und malerische Landschaften. Der Wind aus Süden bzw. Südosten ist doch mehr auf meiner Seite und bald läuft es auch wieder auf der Hauptstraße nach Norden. 5km nur bergauf, bei 10km/h eine Quälerei, und dann genauso weit nur bergab, was viel Kontrolle verlangt, wenn die Autos trotzdem links an einem vorbeirauschen. Bei Bjästa fahre ich ab von der E4 und suche mir 3km weiter ab einen kleinen Zelplatz in Kornsjögarden, der von Didi und Silvi, 2 Deutschen, die aus dem Schwarzwald kommen, betreut wird. Der Wind wird kühl und die Sonne steht schon tief und ich bin der einzige Gast um diese Jahreszeit. Obwohl es schon auf Mitternacht zugeht, höre ich immer noch die Vögel zwitschern. Man kann hier die Einsamkeit und Ruhe sehr gut spüren, kein Vergleich zu dem, wie es hier wohl erst im dunklen Winter sein muß.
Tag 36
08.06.2009

Körnsjö (Bjästa) - Nordmaling

96km
gesamt: 2566km
Kornsjö (Bjästa) – Bjästa – Nätra – Nässjö – Örnskoldsvik – Husum – Salu böle – Rundvik – Nordmaling

Im Freien bei herrlichem Sonnenschein gibt es heute Frühstück. Das Thermometer zeigt fast 20°C. Am Körnsjö-See geht es über Bjästa wieder durch malerische Landschaften und Dörfer bis ich in Örnskoldsvik wieder auf die E4 auffahre. Bei km 36 ereilt mich der nächste Platten und so langsam beginne ich an der Ursache zu zweifeln – immer nur hinten und das, seit der neue Mantel drauf ist! Beim Wechseln stelle ich fest, dass auch die Ersatzschläuche nicht mehr perfekt geflickt sind. Also muß das Flickzeug noch mal ran, bis auf einen Flicken alles aufgebraucht. Damit lautet die Tagesaufgabe für mich: Finde neue Ersatzschläuche bzw. Flickzeug! Bei blauem Himmel und Wind aus Süd komme ich aber gut voran, doch bergauf merke ich davon nicht viel, so dass es total warm ist, und bergab zieht der Fahrtwind richtig kühl von vorne. In Husum bekomme ich dann zum Glück neue Schläuche und Flickzeug, das wird doch erstmal eine Weile reichen! In Nordmaling fahre ich ab zum Zeltplatz, aber irgendwie ist die Ausschilderung nicht perfekt, so bin ich wohl schon dran vorbeigefahren, denn der Zeltplatz ist in Rundvik und ich muß noch mal 4km zurückradeln. Naja, morgen weiß ich es dann besser!
Tag 37
09.06.2009

Nordmaling - Umea
(Reparaturtag)

2km
gesamt: 2568km
Nordmaling – Hörnefors – Stocksjö – Umea

Heute gibt es wieder Frühstück im Freien unter Sonnenschein! Ein herrlicher Tag. Bis jetzt. Mein Hinterrad hat schon wieder Luft verloren und ich bin langsam am Verzweifeln. Also neuen Schlauch austauschen. Dann geht es auf die E4, aber nach 2km am Anstieg versagt die Schaltung, so wie bereits in Hitzacker bei den Anstiegen, wo ich sie aber noch selbst hinbiegen konnte. Als ich sie jetzt wieder hinbiegen will, bricht die Halterung des Umwerfers vom Rahmen hinten einfach unter meinen Fingern weg! Unglaublich, das hat jetzt noch gefehlt. Kein Fahren mehr möglich, zum Glück ist der Ort Nordmaling gleich die Abfahrt raus, die ich gerade nehmen wollte, um noch mal einzukaufen. Hier gibt es auch einen Laden, der auch Fahrradteile hat, aber dieses ist so speziell, dass sie mir nicht helfen können, aber in Umea gibt es bestimmt einen Laden! Dorthin fährt zum Glück ein Bus, der mich und mein Gepäck mitnehmen kann. Nachdem ich in der Stadtinfo die Zeit erfragt habe, ist man skeptisch, ob ich auch das Fahrrad mitnehmen können würde. Das werde ich vor Ort erfahren. Am Busbahnhof angekommen frage ich gleich den Busfahrer und der verneint erstmal, ich bin irritiert. Der Bus hat zwar einen Laderaum, der ist aber bis oben schon voll mit anderen Postsachen, davon überzeuge ich mich auch selber. Doch dann lenkt der Busfahrer ein und hat noch einen zweiten kleinen Gepäckraum, wo die Taschen und das Fahrrad reinpassen und ich bin erstmal heilfroh, in die nächstgrößere Stadt zu kommen! Das Fahren im Doppelstockbus ist ganz angenehm und die Perspektive auf das Land eine ganz andere von hier oben. Und einen verrückten Radler sehe ich auch auf dem Highway und er wirkt wirklich winzig. In Umea treffe ich Lina, die mich, das vollbeladene Fahrrad schiebend, im Spaß fragt, ob ich sie mit nach Skelleftea nehmen kann. Als ich ihr von meinem Problem berichte, versucht sie zwei Freunde anzurufen und mir einen Radladen zu nennen, leider hört keiner. Als Trost schenkt sie mir eine Tafel Schokolade, wenigstens ein Lichtblick heute :) An der Stadtinformation erfahre ich dann, wo ich einen Radladen finde und schiebe noch eine halbe Stunde durch Umea. Dort will man mir helfen, aber auch hier fehlt das passende Teil. Der Inhaber kennt aber einen Laden, der speziell Focus-Fahrräder verkauft und der kann mir vielleicht helfen. Der ist aber am anderen Ende der Stadt. Also ruft er mir ein Taxi, ich fahre raus, erkläre dort Jonathan von den „Händige Herrn“ mein Problem, zeige das defekte Teil und er erklärt mir, das muß erst bestellt werden. Das geht im Nu per Telefon, doch ob das Teil morgen da ist, kann er nicht versprechen. Das werden wir dann morgen sehen. Etwas froh bin ich schon, dass man mir helfen kann. Das wird jetzt nur eine Frage der Zeit, und Zeit habe ich ja… Zurück mit dem Taxi zum anderen Radladen, wo noch mein Fahrrad steht, bevor er zumacht, schiebe ich dann zum Zeltplatz noch mal eine Stunde raus. Hier ganz abseits der Stadt direkt am Fluß bei Sonnenschein sind noch viele Leute unterwegs und ich bin froh, als ich das Gepäck endlich abladen kann und mein Zelt für heute und vielleicht noch die nächsten Tage steht. Es ist Mitternacht und hell wie eh und je. Ohne Stirnlampe kann ich im Zelt noch lesen und schreiben und man hat irgendwie das Gefühl, zeitlos zu sein.
Tag 38
10.06.2009

Umea (Reparaturtag)

0km
gesamt: 2568km
Umea

Der Tag beginnt mit herrlichem Sonnenschein und Südwind, verdammt ärgerlich, dass ich heute nicht Rad fahren sondern nur abwarten kann! Nachdem ich ausgeschlafen habe und in Ruhe gefrühstückt habe, schiebe ich das Rad bis zu besagtem Radladen, das sind gute 8km und man erklärt mir, ich solle Nachmittag noch mal anrufen, nachdem die Post da war. Also nutze ich die Zeit für einen Stadtbummel und auf einmal ist ein Riesenauflauf im Zentrum – letzter Schultag – und die Abiturienten kommen auf Traktorwagen daher und feiern sich selbst im Bad der Menge ihrer Verwandten. Im Zentrum finde ich auch die lang ersehnten Schweden-Postkarten, die es um diese Jahreszeit noch selten zu finden gibt. Nachdem den ganzen Morgen die Sonne geschienen hat, kommen nun die Wolken und es regnet sich wieder ein. Eine Tasse heiße Schokolade hilft darüber weg und dabei, die Zeit zu vertreiben, denn die Innenstadt bin ich nun schon dreimal abgelaufen. Als ich nachmittags beim Radladen anrufe, ist das Ersatzteil leider noch nicht eingetroffen, was einen weiteren Wartetag bedeutet. Mit dem Bus will ich nun zurück zum Zeltplatz fahren und netterweise hilft mir Matties, der mich mit seinem Ticket sogar ein Stückchen mitnehmen kann. So spare ich mir die Lauferei, das tut wirklich gut. Im grauen Abendhimmel zeigen sich nur Regenwolken und ich gehe mit der Hoffnung, morgen gute Neuigkeiten zu erfahren, zu Bett.
Tag 39
11.06.2009

Umea (Reparaturtag)

8km
gesamt: 2576km
Umea

Heute habe ich mal Zeit, auszuschlafen, da mein Fahrrad ja noch in der Werkstatt steht. Über Nacht hat es nur geregnet und so lasse ich den Tag auch ruhig angehen. Gegen Mittag habe ich auch gefrühstückt und auch etwas an meinem Tagebuch geschrieben. Für solche Momente hat sich mein Netbook schon bewährt, das ich zur Dokumentation mitgenommen habe, und ich habe sogar direkt einen Stromanschluß neben dem Zelt auf dem einzigen Stück Wiese auf dem Schotterplatz, auf dem sonst nur Caravans stehen. Nachmittag rufe ich noch mal im Radladen an und bekomme die gute Nachricht, dass mein Fahrrad fertig ist und ich es abholen kann. Als ich das Ann-Katrin, der Zeltplatzbetreiberin erzähle, ist sie auch erfreut und fährt mich sogar mit dem Auto zum Abholen raus! Nachdem ich wieder die ersten Meter gefahren bin kann ich es kaum erwarten, wieder zu starten, die Schaltung ist wie neu und nebenbei auch wieder gereinigt! Am Nachmittag bummele ich noch durch die Stadt, schreibe Karten und genieße wieder eine heiße Schokolade. Gegen Abend zieht es sich wieder zu und über den Fluß am Zeltplatz legt sich der Nebel. Die Vorfreude auf den morgigen Fahrtag lässt mich kaum schlafen – hoffentlich ist das Wetter wieder besser!
Tag 40
12.06.2009

Umea - Ljusvattnet

112km
gesamt: 2689km
Umea - Sävar - Bygdea - Anäset - Lövanger - Ljusvattnet

Draußen ist alles naß und grau, aber für mich heißt es endlich wieder: Fahrradfahren! Beim Bezahlen bekomme ich sogar von Ann-Katrin einen Rabatt und dann geht es wieder auf die E4 nach Norden. Erst, als ich eine andere Radlerin und einen Skater sehe, merke ich, dass zur Hauptstraße auch ein Radweg parallel verläuft. Diese Wegführung habe ich bis jetzt noch nicht verstanden – solche „Rad“wege kommen aus dem Nichts und enden manchmal auch so – mitten in der Pampa. Dennoch fahre ich nun entspannter und unter Sonnenschein weiter. Bis mich nach 17km der nächste (und mittlerweile 7.) Platten ereilt! Nun tue ich meinem neuen Schlauch etwas Gutes und umwickele ihn mit einer Mullbinde aus meinem 1.-Hilfe-Set, damit der Mantel nicht so daran scheuert, irgendetwas muß doch helfen! Am Nachmittag geht es über 14km neu asphaltierte Straße, insgesamt sind hier viele Baustellen, es ist ja auch Sommer und damit die Hochsaison zum Beseitigen der Straßenschäden, die der dunkle Winter mit sich bringt. Insgesamt ist es heute aber recht flach und ich komme voller Elan, endlich wieder auf dem Rad zu sitzen, gut voran. In Ljusvattnet ist ein gemütlicher, kleiner Zeltplatz am See und als ich kurz vor 20:00 Uhr einchecke, erfahre ich, dass ich noch Glück habe, denn zwischen sieben und acht bekommt jeder neue Gast einen Kaffee aufs Haus, und so nehme ich die warme Wohltat gerne an und genieße die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bäumen. Hier kann ich auch wieder ins Wasser springen und dann unter die warme Dusche – welch eine Wohltat zum Ausklang des Abends!
Tag 41
13.06.2009

Ljusvattnet – Pitsund (Pitea)

102km
gesamt: 2791km
Ljusvattnet - Burea - Skelleftea - Boviken - Kage - Ostvik - Byske - Täme - Abyn - Jävre - Pitsund

Es ist trocken und relativ warm, wenn auch bewölkt. Als ich das Zelt zusammenpacke und alles am Fahrrad festmache, fängt es an zu regnen. Also ziehe ich meine Regensachen und und auch die Schuhüberzieher, die sich heute beweisen müssen. Nach 3km hält eine Frau mit ihrem Auto an und überreicht mir eine gelbe Warnweste – damit man mich besser sieht. Ist wohl gar nicht so leicht, so einen Radfahrer hier zu erkennen. Immerhin hat auch ein Großteil der Motorradfahrer, die ich unterwegs sehe, eine Warnweste um. Nun kann mir nichts mehr passieren und nach einer Stunde legt sich auch der Regen wieder, also ziehe ich wieder alle Regensachen aus – ein ewiges Hin und Her. Kurz hinter Skelleftea sehe ich mitten im Juni den ersten Schnee. Ansonsten geht es heute nur auf der E4 weiter, eher monoton nur Asphalt ohne die Chance, mal groß nach links und rechts zu blicken, da ich mich auf meine Spur konzentrieren muß, vor allem, wenn rechts die Leitplanken bzw. Spannseile wieder gespannt sind. Hoffentlich hat das bald ein Ende! In Byske will ich ein paar Hotdogs essen und mich etwas aufwärmen, die Hoffnung an der Tankstelle etwas zu bekommen wird zerschlagen, da das hier eine SB-Tankstelle für Kartenzahler ist. Zum Glück bekomme ich Hilfe von einem älteren Pärchen, das mich zu einer Pizzeria begleitet. Hier kann ich auch dem grauen Naß entfliehen. Trotz des Wetters schaffe ich heute eine gute Strecke von über 100km und am Zeltplatz genieße ich wieder die warme Dusche. Seit langem schon brauche ich keine Duschmarken mehr in Schweden und kann mich so wieder aufwärmen. Das Abendessen tut sein übriges, um die Motivation wieder zu steigern, auch wenn die Vorhersage für morgen wieder „Regen“ lautet.
Tag 42
14.06.2009

Pitsund (Pitea) – Karlsvik (Lulea)

62km
gesamt: 2854km
Pitsund - Bergsviken - Pitea - Ojebyn - Norrfjärden - Rosvik - Ersäs - Antnäs - Karlsvik

Es hat die ganze Nacht durchgeregnet, als ich um sieben wach werde, ist alles grau und an Losfahren eigentlich nicht zu denken. Also mache ich erstmal gemütlich Frühstück und gegen Mittag ist der Regen so gut wie weg. Da nutze ich die Gelegenheit und schnalle die Taschen auf mein Fahrrad, die ich pro forma schon gepackt hatte und rolle das naße Zelt einfach zusammen, es wird ja wohl noch mal trocken werden. Auf einmal geht der Regen wieder los, doch nach einer Stunde ist er wieder vorbei, allerdings liegt ganz feiner Nieselschauer in der Luft, der alles mit der Zeit auch naß macht. Der Wind aus Norden bläst auch gegen mich, und so werde ich heute nicht weit kommen, aber besser, als tatenlos im Zelt zu liegen. Einzigen Schutz vor der Feuchtigkeit bieten mir wieder zwei Bushaltestellen, an denen ich eine Pause einlege. So langsam dringt der Regen auch durch meine Sachen und eine trockene Unterkunft wäre Gold wert, da mein Zelt ja noch von letzter Nacht naß ist. Am Zeltplatz in Karlsvik gibt man mir zu verstehen, dass alle Hütten ausgebucht sind, aber Zelten kann ich hier problemlos. Der ausgewiesene Platz unter hohen Bäumen auf grobem Untergrund ist gar nicht praktikabel, zumal die Bäume sich bei jedem Windzug weiter trockenschütteln, auch wenn der Regen schon lange aufgehört hat. Also ziehe ich um auf eine noch gesperrte Caravan-Wiese, gerade, als es wieder anfängt, stärker zu regnen. Das Zelt steht, doch läuft das Wasser direkt dran vorbei. Zum Glück ist nebenan gleich eine Küche, die keiner nutzt, so dass ich erstmal trocken bin. Hier hänge ich auch meine nassen Sachen auf und hole sogar mein kleines Zelt unter den Vorbau, damit es endlich auch regengeschützt ist. Über Nacht drehe ich die Heizung komplett auf und hänge nun auch das Zelt in der Küche auf, so gut es geht, damit es trocken wird. Hier habe ich auch einen ruhigen Ort zum Schlafen gefunden und mit der Hoffnung auf besseres Wetter und, dass alles trocken wird, versuche ich einzuschlafen.
Tag 43
15.06.2009

Karlsvik (Lulea) – Överkalix

112km
gesamt: 2967km
Karlsvik - Gammelstaden - Rutvik - Persön - Ranea - Töre - Morjärv - Svartbyn - Vippabacken - Kangis - Tallvik - Överkalix

Um sieben bin ich schon wach, ich konnte auch nicht richtig durchschlafen, obwohl es doch angenehmer sein sollte als im Zelt. Draußen lacht bereits die Sonne und alles trocknet wieder. Die Pfützen, die noch von der Nacht übrig sind, verschwinden auch langsam. Da ich nicht soviel zusammenpacken muß, das Zelt ist ja bereits eingepackt, komme ich bei Zeiten los und mache noch einen „Großeinkauf“ für die nächsten 3 Tage. Über Gammelstaden geht es gemütlich parallel zur E4 und hier findet man noch einen richtig historisch erhaltenen Stadtkern mit alten, rot angemalten Holzhäusern oder besser –hütten. Dann rollt es wieder auf der E4 und ich komme gut voran. Es geht sehr flach, parallel zur See eben, voran. Bis Töre brauche ich mich fast nicht anzustrengen, trotzdem belohne ich mich bei diesem herrlichen Sonnenschein mit einem leckeren frisch gezapften Eis. Ich muß heute viel trinken, das ist mir klar und ein kleines Mittagsschläfchen gönne ich mir auch noch. Mit Rückenwind aus Südost geht es wie im Fluge weiter nach Norden, weg von der Ostsee und da der Weg auch relativ flach verläuft, kann ich den Durchschnitt heute noch auf über 20km/h steigern, fast ganz ohne Anstrengung ;) Immerhin liegt das Ziel, Överkalix, auch nur 36 Meter über dem Meeresspiegel, und das 50km landeinwärts. Der Verkehr ist hier sehr ruhig, anders als ich es von der E4 gewohnt bin, und man kann nun auch mal die Landschaft bewundern. Hier sehe ich auch meine ersten Elche (oder waren es doch Rentiere) in der Ferne, die am Straßenrand ihre Kreise ziehen und neben der Straße fließt ein rauschender Fluß. Ein überdimensionaler, aus Holz geschnitzter Bär, begrüßt mich in der Region Överkalix. Gegen Abend fängt es zu nieseln an und das hört die ganze Nacht nicht mehr auf. Eigentlich will ich zelten, aber die Frau an der Rezeption meint, wenn heute keiner mehr kommt, dann kann ich zum selben Preis eine Hütte bekommen – das wäre ja traumhaft! Also heißt es warten, erstmal duschen und Nudeln kochen und das Wunder geschieht – ich bekommen den Schlüssel zu Hütte 2! Mit Platz für 4 Personen, Schlafgemach im Maisonnette, eigenem Bad und Küche kann ich mich regelrecht ausbreiten und in einem richtigen Bett schlafen – eine Jalousie zum Abdunkeln gibt es auch! Es ist halt doch noch etwas früh in der Saison, die hier erst so richtig gegen Mitsommer losgeht.
Tag 44
16.06.2009

Överkalix - Övertornea

56km
gesamt: 3023km
Överkalix - Tallvik - Nybyn - Alsan - Raitajärvi - Puostijärvi - Övertornea

Als ich das Rollo hochmache, sehe ich wie draußen alles grau ist. Ich hatte gehofft, dass die Wolken über Nacht vorbeiziehen. Nun heißt es erstmal in Ruhe frühstücken und abwarten, trocken sind meine Sachen ja, so dass ich wenigstens am Zielort alles trocken aufbauen kann. Und irgendwann muß der Regen ja aufhören! Also geht es gemütlich los, mit dem Wind aus Nordost und den letzten Tagen in den Beinen werde ich es einfach etwas entspannter angehen. Heute geht es nur nach Osten, Ziel ist Övertornea. Der Weg ist nicht so aufregend, es geht durch Wald, Wald und nochmals Wald. 50 Kilometer weit. Ein paar kleine Ortschaften liegen auf dem Weg und sogar 2 Bushaltestellen, an denen ich Pause machen kann. Die Straße ist relativ gut zu fahren und bis auf ein paar kleinere Anstiege geht es relativ flach, das einzige, was die Fahrt bremst ist der Wind. Also einfach mal einen Gang runterschalten und bei Zeiten ankommen. Gegen um vier bin ich dann auch am Ziel und habe so noch Zeit, etwas auszuspannen und wieder ein paar Gedanken niederzuschreiben, bevor es die nächsten Tage bei hoffentlich besserem Wetter nur noch nach Norden geht. Übrigens: Finnland ist zum Greifen nah, einfach über den Fluß, an dem mein Zelt heute steht.
Tag 45
17.06.2009

Övertornea – Sieppijärvi (FIN)

104km
gesamt: 3128km
Övertornea - Juoksengi (Polarkreis) - Svanstein - Valkeakoski - Neistenkangas - Pello - Pello (FIN) - Orajärvi - Kivilaki - Sammalvaara - Koivulanpää - Sieppijärvi v

Der Tag heute ist gespickt mit Highlights – bereits nach 24km erreiche ich den Polarkreis. Ging die Sonne gestern noch unter, wird sie nur noch über den Horizont schleichen und den ganzen Tag zu sehen sein. Es ist zwar trocken, aber der Wind weht kräftig aus Nordost. Nach 59km erreiche ich Pello und über den Fluß geht es hinüber nach Finnland – ganz problemlos. Mein Plan, bis nach Kolari durchzufahren, geht bei diesem Wind nicht auf und ich entscheide mich, in Sieppijärvi Station zu machen, einem Dorf mit einem Dorfladen und weiter nichts. Dank der Hilfe von Manu, der hier wohnt, finde ich am Fluß einen schönen Platz mit Grillhütte, WC und Umkleideräumen, die ich um die Zeit bequem auch zum Schlafen nutzen kann. Bei dem Wetter ist hier noch nicht an Baden zu denken, die Saison hat gerade mal begonnen. Zum Abendbrot gibt es Instantnudeln und die Helligkeit der nicht untergehenden Sonne nutze ich für ein paar kleine Reparaturen am Fahrrad. Mittlerweile fahre ich 5 Ersatzschläuche spazieren, davon fliegen erstmal 3 defekte in die Tonne. Gegen Mitternacht scheint die Sonne immer noch und ich nehme mein Quartier in der Umkleide ein und brauche so mein Zelt heute mal nicht aufzubauen.
Tag 46
18.06.2009

Sieppijärvi - Munio

114km
gesamt: 3242km
Sieppijärvi - Luovatus - Pohjasenvaara - Kolari - Äkäsjokisuu - Tapojärvi - Kihlanki - Vittikkopalo - Muonio

Die Sonne geht ab heute nicht mehr unter. Im Sonnenschein mache ich mir Frühstück im Freien und bei Zeiten geht es los. Im kleinen Dorfladen fülle ich meine Flaschen mit Wasser nach und fahre nach Kolari, wo ich ewig nach einem Supermarkt suche und endlich fündig werde, denn für heute brauche ich noch meine Unterwegsration. Ab jetzt kommt nur noch Wald – Wald und noch mehr Wald. 80 Kilometer. Und kein wirklicher Ort. Der Wind kommt aus Nordost und bläst kühl gegen mich. Auf der E8 fahre ich weiter, in Tapojärvi mache ich Pause vor einer geschlossenen Jugendherberge. Wahrscheinlich ist hier im Winter Hochbetrieb, das zeigen auch die vielen Skiloipen und Snowmobilschilder, so bleibt mir nur eine Bank zum Sitzen. Als ich jemanden treffe, der hier die Post holt, frage ich ihn, ob es hier nicht „in der Nähe“ etwas zu Essen gibt – Ja, in Kolari (da komme ich ja gerade her) oder Munio (das sind noch 50km), das ist dann auch schon mein Tagesziel! Bis auf vereinzelte Ortschaften geht es nur durch Nadel- und Birkenwald. Meine nächste Pause verbringe ich in Kihlanki auf dem Friedhof, immerhin gibt es hier eine Bank, wo ich mich mal hinsetzen kann. Als ich endlich in Munio auf den zentralen Zeltplatz fahre, gibt man mir zu verstehen, dass dies nur ein Caravanstellplatz ist, ohne Küche oder Aufenthaltsraum. Also muß ich wieder aus der Stadt raus und 3km zurück fahren. Bei dem Gegenwind heute nun mit Rückenwind, auch wenn mich das für morgen wieder etwas zurückwirft. Nudeln mit Würstchen runden den Tag ab.
Tag 47
19.06.2009

Munio - Enontekiö

82km
gesamt: 3324km
Muonio - Yli-Muonio - Kätkasuvanto - Äijäjoki - Palojoensuu - Enontekiö

Heute geht es mitten durch Nichts – nach 38km kommt die erste Ortschaft, oder besser gesagt zwei Souvenishops, die mit Tax-Free werben hier oben, wo sich sonst keiner verirrt. Als Lockmittel für die Touristen unterbieten sie sich gegenseitig: Kaffee mit Donut für 1 Euro bzw. 50 Cent. Aber etwas warmes finde ich hier nicht zum Essen, so bleibt es bei Baguette und heißer Schokolade. Bei dem Nordwind heute tut das wirklich gut! Ansonsten gibt es wieder nur Wald, Wald, Wald – 80km weit und die Straße schlängelt sch mitten durch. Nicht mal ein Elch oder anderes Tier bietet Abwechslung. Gegen 19:00 bin ich am Ziel und alles hat schon zu. Morgen ist Mittsommer-Feiertag und übermorgen Sonntag, so habe ich schon ein paar Bedenken, was meine Vorräte angeht. Und heute früh habe ich auch festgestellt, dass mein Mantel hinten wieder Blessuren hat – er ist, warum auch immer, in der Mitte total ab- und plattgefahren und die innere Struktur kommt schon zum Durchschein. Lange wird der wohl nicht mehr halten, aber vor Alta werde ich keinen Fahrradladen finden hier auf dem Land. Auf dem Zeltplatz treffe ich Virbi und Hannu aus Ii in Finnland, die hier einen Wochenendausflug zum Mittsommer machen, und gemeinsam klingt der Tag bei Würstchen und guter Unterhaltung auf dem Grill aus. Sie ermöglichen es mir sogar, die Sauna in ihrer Hütte zu nutzen und das ist eine Wohltat bei der Fahrerei und dem Wind. Gegen Mitternacht mache ich noch eine Spaziergang durch den „Ort“ und sehe die Sonne im Norden über den Horizont ziehen – ein wahrlich ungewöhnlicher Anblick. Deswegen konnte ich in den letzten Tagen hier auch nicht so recht einschlafen – es wird halt nie dunkel!
Tag 48
20.06.2009

Enontekiö – Kautokeino (NOR)

81km
gesamt: 3406km
Enontekiö - Leppajärvi - Palojärvi - Aidejavri fjellstue - Kautokeino

Wie erwartet haben heute alle Läden zu, nur die Tankstelle hat auf und für alle Fälle packe ich mir noch 2 Tafeln Schokolade für den Weg ein. Der Wind weht weiter stark aus Nord, der dritte Tag mittlerweile und ich bin wieder hin- und hergerissen unterwegs – bergauf ist es windstill und ich komme ins Schwitzen, bergab bläst der Wind wie verrückt und ich könnte eigentlich noch eine Jacke überziehen. Zudem gibt es hier kaum noch Wald, der mir Schutz bietet – die Bäume werden hier kleiner und die Landschaft karger. Um 14 Uhr, nach 3363km erreiche ich die Grenze zu Norwegen. Der Verkehr ist hier oben sehr ruhig, dafür habe ich nur den Wind die ganze Zeit in den Ohren. Theoretisch sollte es ab der Grenze nur noch bergab gehen bis zum Eismeer und Nordkap, aber der Wind lässt mich nicht daran glauben. Der Weg zieht sich jetzt einfach nur noch hin. In Kautokeino nehme ich gleich den ersten Zeltplatz und hier kann ich zum Glück auch noch ein paar Besorgungen machen, auch wenn es keine Fahrradersatzteile sind. Mein Zelt baue ich im Windschatten hinter einer Hütte auf und freue mich schon auf das Abendbrot und die warme Dusche nachdem mich der Wind ausgekühlt hat.
Tag 49
21.06.2009

Kautokeino – Suolovuobmi fjellstue

83km
gesamt: 3490km
Kautokeino - Geaidnovuohppi - Maze - Suolovuobmi fjellstue

Es ist trocken, der Wind bläst weiter aus Norden – 4 Tage hintereinander! Ich koche mir einen warmen Tee für unterwegs und endlich kommt auch die Thermoskanne zum Einsatz, die ich bisher nur als Luxus mitgeführt hatte. Jetzt tut sie mir gut! Die Straße zieht sich durch karges Land und öde Steinfelder ohne Abwechslung, jedes Straßenschild bietet hier mehr Aufregung, auch die auf der entgegenkommenden Seite! Die Zahl der Caravanfahrer steigt hier oben wieder an und wie Piloten in ihrer Kanzel gleiten sie durch die Landschaft, ihren Arm zum Gruß erhoben. Das gibt ein komisches Bild in meinen Augen. Viele kleine Anstiege summieren sich auch zusammen und durch den Wind muß ich sogar bergab in die Pedale treten. Das ist einfach nur mühsam, sich hier die Kilometer voranzuquälen. Dafür treffe ich heute zwei Radfahrer auch mit Ziel Nordkap – Felix aus Erfurt, der mir mit Rückenwind entgegenkommt und einen Abstecher nach Kautokeino macht, und Walter aus Leipzig, der mich überholt mit einem Tagespensum von 200km – sportlich! Bei Maze geht die Hauptstraße direkt über einen Berg und dahinter wieder runter. Zu meiner Überraschung sehe ich dort wieder eine Ausfahrt nach Maze, wahrscheinlich hätte ich mir durch den Ort ein paar Höhenmeter gespart. Dafür entschädigt die grandiose Aussicht von hier oben. Später sehe ich auch Rentiere, die hier frei über die Straßen laufen, aber doch sehr scheu sind. Bis Suolovuobmi sind es 80km und das ist der einzige Ort, an dem ich auch zelten kann – mit Dusche und Küche. Da die Sonne immer noch scheint und hier nie untergeht, könnte ich die ganze Nacht durchradeln, doch der Körper und die Vernunft verlangen nach einer Pause und Abendbrot. Hier bin ich der einzige Zelter und wieder finde ich Zuflucht im Windschatten einer Hütte. Hier kann ich auch in Ruhe noch ein paar Sachen waschen, die bei dem Wind auf der Leine bis morgen auf jeden Fall trocken werden – Regen ist keiner in Sicht.
Tag 50
22.06.2009

Suolovubomi fjellstue - Alta

77km
gesamt: 3567km
Suolovuobmi fjellstue - Eiby - Ovre Alta - Alta

Es ist bedeckt bei 9°C und der Wind bläst immer noch aus Nord – daran gewöhnen will ich mich aber nicht, irgendwann muß er ja mal wieder drehen, hoffentlich nicht auf meiner Rückreise. Doch heute geht es zum Glück am Alta-Kautokeino-Fluß entlang und der fließt durch eine Schlucht bergab in den Alta-Fjord. Und das heißt nun auch endlich bergab rollen bei 8% Gefälle und mal nicht in die Pedale zu treten, das tut mal richtig gut! Nach Alta sind es auch nur 50km und hier scheint die Sonne und der Wind scheint verstummt zu sein. Am Nachmittag rolle ich hier ein und nach ein paar KIlomtern im Ort finde ich endlich auch einen Sportladen, der einen neuen Mantel für mich hat – hoffentlich einen, der mir mehr Freude bereitet, wenn ich an die unzähligen Platten denken! Hier besuche ich auch das Alta-Museum, eine Freiluftausstellung mit jahrtausendealten Steinzeichnungen der ersten Siedler und einem herrlichen Blick in den Fjord. Bis zum Zeltplatz rollt es auch ganz gemütlich und flach noch ein paar Kilometer außerhalb von Alta – damit ich morgen gleich durchstarten kann – und bei herrlichem Sonnenschein komme ich hier an. Ideal für ein paar Bilder von der Mitternachtssonne und eine kleine Fotoserie. Der Himmel ist klar bei 16°C und selbst nach Mitternacht ist es in der Sonne noch angenehm warm. Witzigerweise sind alle hier Mitternacht mit ihren Kameras und Fotoapparaten bewaffnet aus den Zelten und Wohnwagen gesprungen, um die Sonne aufzunehmen, das Schauspiel ist einfach nicht in Worte zu fassen. Um 2:00 nach dem letzten Bild der Sonne, die gerade wieder aufsteigt, falle auch ich ins Bett.
Tag 51
23.06.2009

Alta - Olderfjord

102km
gesamt: 3669km
Alta - Elvebakken - Rafsbotn - Serves - Leirbotnvatn - Ai saroaivi - Skaidi - Olderfjord

Bei herrlichem Sonnenschein gibt es ein ausgiebiges Frühstück und den Mantel will ich ja auch noch wechseln. Dazu kommt auch ein anderer Schlauch zum Einsatz, da der aktuelle mit dem neuen Mantel nicht mehr durch die Felge passt. Der neue Schlauch ist schon mal geflickt worden, leider so, dass er jetzt wieder Luft verliert. Das merke ich, nachdem alles Gepäck schon angebracht ist – aber zur Sicherheit will ich noch mal den Schlauch kontrollieren, ich habe keine Lust heute in der Pampa oder am Anstieg von Alta weg den Schlauch flicken zu müssen. Also mache ich das vor Ort und tatsächlich war ein alter Flicken lose geworden. Nun, endlich gegen Mittag, kann es mit neuem Mantel losgehen. Wenn auch relativ spät, mache ich mir keine Sorgen, denn es ist hier ja ständig hell und ich muß nicht befürchten, erst im Dunkeln anzukommen ;) Der Weg durch die Finnmark soll mich nach 100km nach Olderfjord führen. Nicht, ohne erstmal auf das Hochland bis auf 300-400m zu führen und hier geht der Weg über die Baumgrenze und es wird sehr bizarr – Steinebenen, Felsen, letzte Schneefelder, aber kein Strauch oder Baum, der Schatten spendet. Die Straße zieht sich hier bis zum Horizont hin mit mehr oder weniger moderaten Anstiegen, ein paar Ansiedlungen der samischen Einwohner liegen am Rand, bis es durch die Schlucht des Repparfjordelva wieder rasant bergab geht. Die einzige Stadt nach 78km ist Skaidi, hier gibt es eine Tankstelle und endlich wieder meine mittlerweile heiß ersehnten Hotdogs ;) Und bei dem Wetter auch ein Eis! – Die Sonne lacht! Wenn das Wetter jetzt so hält, mittlerweile ist der Wind auch weg, dann muß ich morgen zum Nordkap durchfahren, egal wann ich ankomme. Für die nächsten Tage ist nämlich wieder Regen angesagt. Also fahre ich heute noch bis Olderfjord und 5km vor dem Ziel werde ich mit einer herrlichen Abfahrt belohnt. Unter relativ schlechten Bedingung, im Vergleich zu den Zeltplätzen bisher, komme ich hier auf einem fast nur geschotterten Platz unter. So kurz vor dem Nordkap kann man sich das halt erlauben. Die Vorhersage, die man mir gibt, sagt für morgen bedeckten Himmel und etwas Regen voraus, aber davon will ich mich nicht aufhalten lassen. Die Möven, die hier die ganze „Nacht“ durchschnattern, lassen mich kaum ein Auge zumachen, genau wie die Aufregung, morgen ja nicht zu verschlafen und zu spät zu starten, bevor das Wetter am Nordkap umschlägt.


Tag 52
24.06.2009

Olderfjord - Nordkap

133km
gesamt: 3803km
Olderfjord - Smorfjord - Svartvik - Käfjord - Nordkaptunnel - Sarnes - Pollensarnes - Honningsvag - Skipsfjord - Nordkap

Der Tag beginnt mit Niesel und es ist bewölkt. Gemächlich packe ich zusammen, es ist ja sowieso kein gutes Wetter angesagt: Regen und Wind, im Gegensatz zu gestern. Und so fahre ich auch gemütlich los, die nächsten 100km bis Honningsvag kommt ja auch nicht viel spannendes. Die Straße windet sich an der Küste lang und ewig geht es in kleine Fjorde und Buchten und wieder raus. Ein paar Fischerhütten und aufgehängter Dörrfisch sind das aufregendste hier. Zwei Tunnel muß ich auf dem Festland durchfahren, die Beleuchtung ist wirklich spärlich und so kommen endlich meine Stecklichter zum Einsatz und die Warnweste tut auch gut daran, dass man mich besser erkennt. Dunkel ist es, nachdem ich tagelang nur Sonne gewohnt bin, die nicht untergeht. Nach 77km dann der erste Hammer: Der Nordkaptunnel, fast 7km lang und 212m unter dem Meeresspiegel hat er seinen tiefste Stelle, vor 9% Gefälle wird gewarnt. Dabei rollt es so gut bergab und mit 50km/h läuft es nur so dahin, doch nach 3km wird mir bewusst, das Ganze muß ich ja auch wieder hochfahren, und so geht es im kleinsten Gang schweißtreibend mit 6km/h ebenso steil wieder bergauf – nach 40 Minuten sehe ich wieder Tageslicht. Noch 2 Tunnel und nach 100km und 6 Stunden im Sattel habe ich Honnigsvag erreicht, die einzige Stadt mit etwas Infrastruktur auf der Insel Mageroy. Eigentlich habe ich mein Tagespensum schon hinter mit und könnte hier übernachten, aber die Sonne steht noch gut und die Wolken sind ziemlich verschwunden, so dass ich es doch noch versuchen will, heute zum Nordkap zu fahren. Zumindest so lange die Sonne nicht untergeht ;) Nach einem kleinen Imbiß an der Tankstelle nehme ich die letzten 33km in Angriff. Daß das nicht leicht wird, ist mir klar, immerhin geht es durch die Berge. 300m hinauf durch Serpentinen, nur um auf der Hälfte der Insel wieder auf Meeresnievau hinunterzurollen, und dann wieder auf 300m hinaufzuschrauben. Die Oberschenkel sind schon übermüdet und fest, aber das Ziel ist schon zu sehen, so trete ich die letzten Kilometer in den kleinsten Gängen einfach vor mich hin. Die Landschaft ist total bizarr, kein Baum, kein Strauch, kein Windschatten bis auf ein paar Mulden. Der Blick schweift auf einmal über das Plateau, vollgeparkt mit Caravans und Bussen und an der Zahlstelle mogele ich mich einfach links vorbei, jetzt noch Eintritt als Radfahrer zahlen, das sehe ich nicht ein. Hier ist alles voller Leute, dabei ist noch nicht mal Hochsaison. Nach 133km und 8,5 Stunden im Sattel ist für heute genug! Von allen Seiten werde ich angehalten, man will ein Foto von mir machen, man fragt mich aus, ich komme mir vor wie ein Alien, das die Leute hier zum ersten Mal sehen. So muß ich meinen Weg zum Globus energisch vorantreiben und auch hier eine steht eine Menschenmenge im Beweisfotofieber. 23:18 Uhr nach 3808km endlich am ersehnten Ziel und ich werde auch gleich nach meinem Foto aufgefordert, doch den Platz für den nächsten Besucher freizumachen. Ganze Busladungen wollen schließlich abgeknipst werden. Um 24:00 findet das Spektakel seinen Höhepunkt, als alle ihre Kameras Richtung Mitternachtssonne wenden und kurz darauf sind auch alle wieder mit ihren Bussen verschwunden. Nur eine Hand voll verwegener Camper und Wanderer ist noch hier und gegen 1:00 hole ich das Stativ raus und mache noch ein paar Bilder – nur der Globus, mein Rad und ich. Dann heißt es Zelt aufbauen, den Tag setzen lassen und endlich schlafen. Die Nordkaphalle hat auch seit 1:00 zu und macht erst morgen um 11:00 wieder auf. Bis dahin ist Ruhe.
Tag 53
25.06.2009

Nordkap
Ruhetag

0km
gesamt: 3803km
Nordkap – 71° 10’ 21“ N

Es regnet über Nacht. Davon bekomme ich nichts mit, denn ich bin im Tiefschlaf. Irgendwann wache ich auf und der Wind tobt wie verrückt, rüttelt an meinem Zelt und wirft alles durcheinander. Die Heringe halten, doch bei dem Lärm ist an Schlafen nicht mehr zu denken. Raus kann ich nicht wirklich, der Wind bläst wie verrückt und es ist gerade mal um 10:00, eine Stunde noch, bis die Nordkaphalle aufmacht. Als ich mich draußen umsehe, bin ich das einzige Zelt, das ausgeharrt hat. Auf meinem Weg um das Plateau treffe ich 2 Mädchen, die sich mit dem Bus haben hochfahren lassen und einen Radler, der heute nacht angekommen ist. Sie harren im Windschatten eines Seiteneinganges aus. Kurz darauf sehe ich Christian, den ich gestern schon getroffen habe, in seinem Auto, der gestern auch noch verwegen gezeltet hat, sich aber um 4:00 bei dem Sturm Schutz gesucht hat, und geselle mich zu ihm, so ist die Zeit, bis die Halle aufmacht, zu zweit leichter zu ertragen. Und mein Zelt trotzt dem Wind, auch wenn heute eine Stange bei der Windlast zu Bruch gegangen ist. Um 11:00 heißt es erstmal in Ruhe in der Halle frühstücken – ein Luxus – immerhin ist das Zelten hier umsonst (wenn auch nicht offiziell erlaubt, nur einen Stellplatz für Caravan gibt es). Nun erkunde ich die Nordkaphalle mit all ihren Highlights – King’s View, Thai-Nische, Kapelle, Souvenirshop, ein paar Karten mit Nordkapstempel will ich ja doch schreiben und genieße das Panoramakino mit faszinierenden Aufnahmen aus der Luft. Das ganze sehe ich mir sogar zweimal an, denn eines ist klar – heute bleibt das Fahrrad stehen. Der Wind bläst hier oben mit 50km/h und in Spitzen sogar noch mehr, so dass man sich schon ganz schön dagegen beugen muß und bei dem Staub und Steinchen hier kaum die Augen aufhalten kann. An Radfahren ist da also gar nicht zu denken! Zum Glück bin ich gestern noch das letzten „Stückchen“ gefahren und habe das schöne Wetter abgepasst. Da hätte ich mich heute total geärgert oder wäre gar nicht hier oben angekommen. Da der Wind nicht nachlässt, packe ich mein Zelt zusammen und stelle mein Fahrrad erstmal im Windschatten unter. Mit Franck aus Frankreich finde ich einen guten Gesprächspartner, um die Zeit hier oben in der Halle etwas zu vertreiben. Er ist heute Nacht hierher hochgewandert und ebenso wie ich über die Massen hier amüsiert. Gegen 22:00 füllt sich die Halle mit den Touristen, die per Bus angekarrt werden. Waren die gestern noch alle draußen, um ihre Bilder zu schießen, traut sich bei dem Wetter kaum jemand raus und die Halle ist einfach nur voll. Ein Chor stimmt sogar noch ein paar norwegische Lieder an zur Unterhaltung aller und nach Mitternacht leert sich wieder alles, so dass es schon fast wieder einsam ist hier oben. Das ist es auch, als ich versuche, mein Zelt hinter der Nordkaphalle im Windschatten aufzubauen. Dabei fliegt es mir ständig um die Ohren, bis ich einen Platz direkt unter einem Überbau finde. Wenn auch nicht schön, aber trocken und relativ windgeschützt. Mit dicken Sachen krieche ich in den Schlafsack und versuche zu schlafen.
In eigener Sache


Ein paar Worte in eigener Sache an alle Familienangehörigen, Freunde und „Kollegen“: Ich bin begeistert wie diese Seite und der Reisebericht bei Euch ankommen. Das zeigen mir die zahlreichen Einträge sowie Mails, die ich von Euch bekomme. Und das motiviert mich natürlich, jeden Tag neue Bilder zu machen und das Erlebte mit Euch zu teilen. Und das macht richtig Spaß, da ich dazu das entsprechende Feedback von Euch bekomme! Mit den besten Grüßen von den Elchen, die ich bis jetzt vergeblich suche. Vielleicht muß ich mir noch etwas „Fell“ zulegen… ;)

Euer André
Tag 54
26.06.2009

Nordkap - Honningsvag

12km
gesamt: 3815km
Nordkap - Honningsvag

Der Wind pfeift die ganze Nacht um die Ecken. Wenn auch nicht schön, so doch zumindest windgeschützt steht mein Zelt hinter der Nordkaphalle unter dem Überhang des Restaurants zwischen Brettern und Steinen. Geschlafen habe ich auch, nur frage ich mich - wie? Durch das Gemurmel der ersten Gäste am morgen hier oben werde ich wach, mein Zelt muß ja doch irgendwie Aufsehen erregt haben! Wie in Zeitlupe bewege ich mich bei diesen Temperaturen und meiner „Ausgeschlafenheit“ und packe im Zelt alle Sachen zusammen. Frühstück gibt es auch im Zelt, der Schokoaufstrich ist fest wie aus dem Kühlschrank, immerhin sind es hier auch 7°C. Zum Aufwärmen gehe ich in die Nordkaphalle und gucke mir zum dritten Mal den Film im Kino an, wo es auch die bequemsten Sessel gibt :) Draußen tobt der Wind weiter und ich versuche irgendwann den Aufbruch. Alleine das Schieben gestaltet sich schwierig, wirkt doch das Gepäck wie ein riesiges Segel bei 40km/h Windgeschwindigkeit und die Böen drohen, es jedes Mal umzuwerfen. Nur mit ganzem Körpereinsatz kann ich mich dagegenstemmen. Das Fahren ist nicht einfacher. Der Wind schiebt von hinten mächtig, aber sobald es um die Kurve geht, muß ich in Schräglage dagegenhalten und die Böen treiben mich über die gesamte Straßenbreite. Bergauf gegen den Wind anzukämpfen – daran ist gar nicht zu denken, bei Schrittgeschwindigkeit auf dem Rad fehlt jede Kontrolle, um bei plötzlichen Böen nicht umgeworfen zu werden. Bis zum nächsten Parkplatz kämpfe ich mich voran – immerhin 6km in einer Stunde mit Radeln und Schieben! Hier versuche ich nun, per Anhalter weiterzukommen. Denn es soll ja immer noch Urlaub sein und keine Tortour. Nicht lange, und Petra und Wolfgang aus Nürnberg nehmen mich mit ihrem Wohnmobil samt Rad und Gepäck mit bis nach Honningsvag, 30km, bis ans südliche Ende der Nordkapinsel. Hier habe ich den Nachmittag noch Zeit, mir das Nordkapmuseum anzusehen und etwas einzukaufen. Und da die Wolken immer noch am Himmel ziehen, beschließe ich, heute in der Jugendherberge zu übernachten. Immerhin seit drei Tagen wieder eine warme Dusche, eine weiches Bett und Internet :) Mit meinem Zimmernachbarn Richi gibt es gemeinsam Abendbrot – wie gewohnt Nudeln, und dort treffen wir auf Maren und Fred, die einen neuen Lebensabschnitt wagen wollen und Skandinavien mit dem Rad erkunden.
Tag 55
27.06.2009

Honningsvag - Olderfjord

103km
gesamt: 3919km
Honningsvag - Pollensarnes - Sarnes - Nordkaptunnel - Kafjord - Svartvik - Smorfjord - Olderfjord

Ordentlich ausgeschlafen und mit einem guten Jugendherbergsfrühstück geht es auf den Weg „nach Hause“ nach Süden. Es sind 7°C und Wind aus West, der Himmel ist bedeckt, aber es soll trocken bleiben. Die Strecke kenne ich schon, denn bis Olderfjord gibt es nur eine Straße, die alle Nordkapbesucher hoch und runter fahren müssen. Positiv – als erstes kommt heute der Nordkaptunnel und anders als am Mittwoch bin ich jetzt ausgeruht und es geht mit sagenhaften 10% bergab und „lächerlichen“ 9% bergauf, was es zumindest rechnerisch einfacher macht als auf der Herfahrt. Auch wenn es sich nicht wirklich einfacher anfühlt, bergauf zu strampeln, so habe ich doch schon nach einer halben Stunde die 7km hinter mir. Der Weg nach Olderfjord ist nun nicht sonderlich spannend – links das Meer, rechts die Berge, alles kahl, nur Moos und winzige Blumen blühen hier. In kleinen Häusern werden geräucherter Fisch und Souvenirs verkauft, da machen die Busse regelmäßig Halt. Aufgehanger Stockfisch wartet auch schon auf seine Abnehmer. Der Tag endet spät, da ich auch erste gegen Mittag losgeradelt bin, und in Olderfjord kann ich beruhigt einschlafen – den Sturm habe ich hinter mir gelassen.
Tag 56
28.06.2009

Olderfjord - Lakselvd

67km
gesamt: 3987km
Olderfjord - Kistrand - Billfjord - Stabbursnes - Lakselv

Heute steht auch ein gemütlicher Tag an – das Ziel in Lakselv ist nicht annähernd so weit und mit Anstiegen durchsäht wie der gestrige Tag. Bei 8°C und Wolken geht es bei leichtem Nordost-Wind los. Der Weg schlängelt sich am Fjord entlang mit vielen Kurven und kleinen Anstiegen, aber immer wieder auf Meereshöhe. Später kommt sogar die Sonne raus und ich habe genug Zeit, unterwegs ein paar Bilderstops einzulegen. Bei Zeiten komme ich in Lakselv an und finde einen Platz für mein Zelt auf einem Pferdehof, so wiehert es auch die ganze Nacht durch neben meinem Zelt. Ein Spaziergang durch die Stadt rundet den Tag ab und langsam habe ich mich auch an die hellen Nächte hier gewöhnt und kann zumindest gut einschlafen, wenn auch das Durchschlafen immer noch schwer fällt.
Tag 57
29.06.2009

Lakselv – Karigasniemi (FIN)
98km
gesamt: 4085km
Lakselv - Porsangermoen - Skoganvarri - Karasjok - Karigasniemi (FIN)

Die Sonne scheint bei 8°C und ganz leicht weht der Wind aus Nord. Nach einem kurzen Einkaufsstop geht es los Richtung Süden. Hier wachsen mittlerweile wieder Bäume und die Fahrt führt mitten durch den Wald, wie ich ihn schon von Schweden kenne. Ein paar Rentiere laufen über die Straße, das ist völlig normal hier. Gemach geht es auch bergauf, immerhin fahre ich jetzt wieder von der Küste weg ins Hinterland. Auf einmal warnt ein Schild mehrsprachig vor einem Militärgebiet, durch das die Straße führt – nicht Anhalten, nicht Fotografieren, nicht Zelten. Das klingt ziemlich ernst, doch als mir 2 Radler aus Deutschland entgegenkommen helfen alle Warnungen nicht – ein kleiner Plausch muß auch mal sein, wenn man auf Gleichgesinnte trifft. Weiter geht es bis auf 300-400m hoch, immer in kleinen Wellen auf und ab. Am Horizont sehe ich die schneebedeckten Gipfel der über 1000m hohen Berge und um mich herum eine fantastische Landschaft mit malerischen Seen und Bergen. Für das ganze Auf und Ab werde ich mit 5km Abfahrt nach Karasjok belohnt. Mein Ziel heute liegt kurz hinter der Grenze nach Finnland, Karigasniemi. Nach 96km überquere ich den Grenzfluß und die geschlossene Zollstation und 2km später bin ich schon auf dem Zeltplatz direkt am Fluß. In Finnland geht die Uhr eine Stunde vor, aber für meine Reise spielt das keine Rolle, außerdem ist es ja den ganzen Tag hell…
Tag 58
30.06.2009

Karigasniemi - Inari

102km
gesamt: 4187km
Karigasniemi - Kaamasmukka - Huutoniemi - Kaamanen - Inari

Im Schatten der Bäume habe ich ausgeschlafen, während mittlerweile die Sonne mit 18°C herunterscheint. Der Himmel ist klar und so komme ich den Genuß von schönem Wetter und kann kurz radeln. Wie gestern schon am Horizont zu ahnen, geht es erstmal wieder heftig berauf und die Wellen, die die Eiszeit hier geschaffen hat, mal mehr, mal weniger stark, begleiten mich den ganzen Tag. Heute ist der Tag, an dem ich die meisten Radler treffe – insgesamt 8, darunter Kiki aus Australien, der vor 4 Jahren dort losgeradelt ist und einfach nur unterwegs ist. Die Ortsnamen, die ich aus der Karte lese, stellen in Wahrheit nur eine Hütte oder eine Ansammlung von Briefkästen dar, da die Bewohner so weit verstreut in der Prärie leben. Der Wald wird immer dichter und schon bald ist alles grün um mich, nur die Straße zieht sich mitten durch. Auf den Hügeln rundherum tauchen alle paar Kilometer Mobilfunkmasten auf, die die sonst idyllische Landschaft stören, genau wie die kilometerlangen Stormleitungen, die hier als Schneise einfach geradeaus durch den Wald verlaufen, ungeachtet von Seen oder Bergen. Es ist heute einfach nur heiß beim Radeln und bei jedem Stop werde ich von nervigen Fliegen und Mücken heimgesucht. So freue ich mich auf die warme Dusche und mein Zelt, dass ich von innen einfach zumachen kann!
Tag 59
01.07.2009

Inari - Tankavaara

105km
gesamt: 4293km
Inari - Törmänen - Saariselka - Kakslauttanen - Tankavaara

Weiter geht es nach Süden bei 18°C, Sonnenschein und leichtem Nordwest-Wind. Es geht immer noch leicht wellig auf und ab, doch die großen Steigungen der letzten zwei Tage haben nachgelassen. Der Weg führt mitten durch den Wald und Abwechslung bieten nur die kleinen Ortschaften und ein paar Rentiere am Wegesrand. Idyllisch sind die vielen Flüsse, Seen und kleinen Lichtungen. An jede Flußbrücke geht es wunderbar bergab, danach ebenso moderat wieder bergauf. Die Parkplätze hier verfügen wenigstens über einen Müllbehälter, so dass ich mein Fahrrad auch mal anlehnen kann, nicht wie in Schweden, als nur eine Parkbucht als Parkplatz ausgewiesen war. Heute habe ich Zeit, wieder ein paar Fotos von der Landschaft zu machen, auch wenn sie immer gleich scheint, sind es die kleinen Details, die man beim flüchtigen Betrachten nicht wahrnehmen kann, die sie so spannend machen. Gegen Abend zieht es etwas zu und durch das dennoch reichliche Auf und Ab bin ich müde geworden und in Tankavaara finde ich in der Nähe zum Goldmuseum einen Zeltplatz mitten im Wald – so ist auch der Boden total verwurzelt.
Tag 60
02.07.2009

Tankavaara - Sodankylä

101km
gesamt: 4394km
Tankavaara - Vuotso - Ala-Postojoki - Sodankylä

Als ich mein Zelt abbaue, sind die Mücken schon wieder anwesend und nerven einfach! 11°C im Schatten sind heute angenehm zum Fahren und die Sonne wird auch teilweise von Wolken bedeckt. Und zum Glück weht der Wind heute ordentlich auch Nordwest und die wellige Strecke ist mittlerweile richtig flach geworden, so dass ich heute in Rekordgeschwindigkeit vorankomme. Im Schnitt über 24km/h!, so dass das Fahren wirklich Spaß macht. Ein paar Pausen müssen aber auch sein – 5 Radler treffe ich unterwegs, darunter 2, die ich schon vor zwei Tagen gesehen habe. Und Trinken muß ich auch sowie wieder reichlich Kekse und Schokolade essen. Am Zeltplatz angekommen habe ich heute noch reichlich Zeit, einfach mal auszuruhen, in Ruhe einzukaufen, Tagebuch zu schreiben und sogar mal wieder ins Internet zu gehen ;) Bei dem Wind brauche ich mir auch keine Sorgen um irgendwelche Insekten zu machen, die hält es einfach nicht lange an einem Fleck! Und die Angst, als ich mein Zelt neben der Laterne hier aufbaue, die könne ja die ganze Nacht scheinen und ich deswegen kein Auge zumachen, ist auch unbegründet – es ist ja sowieso hell! Das klingt unvorstellbar, aber wenn ich das hier erlebe, freue ich mich schon wieder, den Sternenhimmel oder den Vollmond zu sehen.
Tag 61
03.07.2009

Sodankylä - Vikajärvi

110km
gesamt: 4505km
Sodankylä - Aska - Torvinen - Vuojärvi - Raudanjoki - Käyrämö - Tiainen - Yli-Nampa - Ala-Nampa - Vikajärvi

Es ist kalt, 6 Grad, bedeckt, aber trocken. Mit leichtem Nordwind komme ich gut voran. Außer Wald ist heute nicht viel Spannendes von der Landschaft zu erwarten. Unterwegs kommen wieder zahlreiche Souvenirshops, die darauf warten, dass die Bustouristen genau vor ihrem Häuschen anhalten und nicht mit leeren Händen weiterfahren. Ein paar Seen durchziehen die Landschaft und auf einmal wird die Straße vierspurig. Und mein kleiner Randstreifen von 1m Breite, der mir als Radweg dient, wird plötzlich 10m breit! Breiter als die Autospur! Das erhöht natürlich den Wohlfühlfaktor ungemein. Der Asphalt ist auf einer Länge von 2km auf einer Breite von 40m ausgerollt, was stark nach einer „versteckten“ Landebahn aussieht. Viele kleine Abzweigungen enden hier einfach im Wald, vermutlich ein Relikt aus dem kalten Krieg oder sollen hier doch noch mehr Touristen per Flieger angelockt werden? Nach 60km mache ich Pause in einem China-Restaurant, wo ich mir bei dem kalten Wetter eine heiße Schokolade und leckeren Pancake gönne. Mittlerweile versucht auch die Sonne, sich durch die Wolken zu kämpfen und die Handschuhe, die ich heute morgen noch brauchte, kann ich nun wieder wegpacken, so schnell kommt der Winter hoffentlich nicht wieder in Richtung Süden. Ich merke, dass ich hier nicht mehr ganz so alleine bin, wie im Norden Finnlands, die Straße ist mittlerweile wieder mit ausgefrästen Rändern durchzogen und einem durchfurchten Mittelstreifen, so dass die Autofahrer, falls sie doch mal einschlafen sollten, mit heftigem Rattern geweckt werden. Mit dem Fahrrad umso mühsamer, dicht daneben zu balancieren und nicht ständig mittendurch zu fahren. Die Zahl der LKW hat auch wieder deutlich zugenommen, seit ich vor 3 Tagen auf die E75 aufgefahren bin. Nach 103km dann am Zielort in Vikajärvi, erfahre ich, dass der Zeltplatz, der auf meiner Karte eingezeichnet ist, seit Jahren nicht mehr existiert. Eine Hütte könne man mir vermieten. Alternativ empfiehlt man mir, es doch am Rastplatz beim Fluß weiter unten zu versuchen, zumindest ein Stück Wiese gibt es dort, und das ist ja, wonach ich suche. Nach kurzer Suche finde ich einen herrlich ausgebauten Rastplatz mit Grillhütte, WC, Sitzbank und Informationen zu den lokalen Wanderwegen. Nebenan der Fluß, aus dem ich frisches, sauberes Wasser holen kann, auch wenn es durch die ganzen Schwebteilchen recht trübe aussieht. Als ich mit dem Abendessen fertig bin, kommt, welch Zufall, Felix, den ich schon Tage vorher getroffen habe, zum selben Rastplatz, um die Nacht hier zu verbringen. Mit guter Unterhaltung und einer „Nachtwanderung“ zu einem nahe gelegenen Aussichtspunkt klingt der Tag aus.
Tag 62
04.07.2009

Vikajärvi - Rovaniemi

28km
gesamt: 4533km
Vikajärvi - Santa-Claus-Village (Polarkreis) - Rovaniemi

Heute gibt es so viele Attraktionen, dass es eher ein Ruhe- als Radeltag wird. Nach 18km überqueren Felix und ich den Polarkreis Richtung Süden und anders als in Schweden, wo nur ein paar Schilder standen, wurde hier ein gesamtes Dorf hochgezogen: Santa Claus Village! Hier wohnt also der Weihnachtsmann. Neben vielen Souvenirshops, Cafés und der Weihnachtsmann-Poststelle kann man hier einen Gang zu Santa Claus höchstpersönlich machen und ihn wahrhaftig besuchen – nicht zu vergessen das obligatorische Foto, dass für viel Geld erworben werden kann :) Das haben wir uns gespart, aber immerhin für 50 Cent einen Stempel in unseren Reisepaß bekommen, dafür dass wir den Polarkreis überquert haben. Nach weiteren 6km sind wir in Rovaniemi und dort besuche ich das Arktikum, ein Museum über die Kultur, Natur und Geschichte Nordfinnlands sowie mit Diaschau über die Polarlichter. Als ich mit dem Rundgang am späten Nachmittag fertig bin, klart es auch draußen wieder auf und mittlerweile sind wir auch hungergeplagt. So geht es gemeinsam für 3 Stunden in eine All-you-can-eat-Pizzeria. Und dass wir hier kein Gericht auslassen, kann man sich bei zwei hungrigen Radlern ja gut vorstellen. Gegen Abend heißt es dann Abschied nehmen und ich suche mir auf dem Zeltplatz ein ruhiges Plätzchen während Felix für heute nach Tagen in der „Wildnis“ ein Bed&Breakfast gebucht hat.
Tag 63
05.07.2009

Rovaniemi – Lautiosaari

122km
gesamt: 4656km
Rovaniemi - Valajaskoski - Ossauskoski - Tervola - Maula - Hirmula - Lautiosaari

Der Tag beginnt mit frischen 7°C und leichtem Wind. Den merkt man besonders gut in der „Sommer-Küche“, die hier einfach offen gehalten ist und in der man bei Wind und Wetter sein Essen bereiten kann. Nach den letzten Tagen auf der Hauptverkehrsstraße E75 geht es heute parallel dazu auf der anderen Seite des Flusses Kemijoki von Rovaniemi Richtung Ostsee – theoretisch nur bergab. Darüber können auch die anfänglichen Anstiege nicht wegtäuschen – irgendwann müssen die ja wieder nach unten gehen und bald wird es auch flach und ein entspanntes Fahren ist nun möglich. Bis auf Wald, der ab und zu mal den Blick auf den Fluß freigibt, ist allerdings nicht viel zu sehen – ein paar Hütten, ein paar Zufahrten und wilde Blumen am Straßenrand. Einen Seitenstreifen gibt es hier nicht, aber dafür auch kaum Verkehr und so gut wie keine LKW. Der Wind aus Nordwesten schiebt mich heute auch ordentlich voran. Die Sonne kommt auch ab Mittag raus und das Fahren macht richtig Spaß. Bis kurz vor Kemi will ich kommen, damit ich morgen noch in der Stadt einkaufen kann, hier auf dem Land kommt ja nicht wirklich ein Laden. In Lautiosaari finde ich auf dem Stadtplan, der hier ausgehangen ist, eine Badestelle am Fluß, die aber in Wirklichkeit total verwildert und zugewachsen ist. Kein guter Platz zum Zelten. Und zu meiner Verwunderung scheint der Fluß hier rückwärts zu laufen – von der Mündung zur Quelle. Als ich dann zum Hauptfluß Kemijoki vorfahre, um dort mein Glück zu versuchen, stehe ich vor einem riesigen Deich, den ich überwinden muß. Hier wird das Wasser angestaut – höher als das umliegende Land, um weiter unten durch ein Kraftwerk geleitet zu werden. Mit Riesenaufwand müssen auch die Zuflüsse entsprechend kanalisiert und das umgebende Land trockengehalten werden. Das kannte ich bisher nur aus Holland, wo das Land unterhalb des Wasserspiegels liegt. Auf dem Damm ist auch nicht gut zelten, so bekomme ich den Tip eines Einheimischen, es doch auf der Insel beim Kraftwerk zu versuchen. Und so fahre ich noch 2km und komme auf eine „einsame“ Insel, die als Ferienpark ausgebaut ist. Hier muß gestern einiges losgewesen sein, so steht noch ein Partyzelt, Roste, Bierzeltgarnituren und ein paar einsame Zelte auf frisch gemähter Wiese samt Motorrädern umher. Wie ich erfahre, ein Motorradfestival mit mehreren hundert Teilnehmern. Zu meiner Freude gibt es hier sogar Toiletten und Duschräume, die ich einfach nutzen kann. Auf der Insel gibt es auch einen russischen Soldatenfriedhof – so baue ich mein Zelt zwischen „Party“ und Friedhof auf und hoffe auf eine ruhige Nacht.
Tag 64
06.07.2009

Lautiosaari – Ii (Yli-Ranta)

85km
gesamt: 4741km
Lautiosaari - Kemi - Maksniemi - Simo - Kuivaniemi - Olhava - Ii (Yli-Ranta)

Es bleibt trocken über Nacht. Am Morgen fängt es natürlich an mit Nieseln! Ich wische mein Zelt in einer Regenpause trocken, nur, damit es gleich darauf wieder naß wird. Das ganze mache ich dreimal – na ja, irgendwann muß es ja mal klappen. Frühstück gibt es im Schutz einer Grillhütte, dann geht es los. In Kemi gehe ich einkaufen, damit ich unterwegs genug zu essen habe und dann geht es, diesmal auf dem Radweg, weiter Richtung Oulu. Wie auch nicht anders zu erwarten mit den Erfahrungen, die ich hier oben gemacht habe, hört der Radweg auf einmal auf und wird wegen einer Baustelle gesperrt. Eine Alternative gibt es nicht und so muß ich wieder auf die Hauptstraße, die eigentlich für Fußgänger und Radler gesperrt ist. Bei dem Verkehr kein Vergnügen, aber mangels Alternative bleibt keine andere Wahl. Das Wetter ist sehr wechselhaft und so fahre ich ständig in leichtem Regen bzw. Niesel mit kurzen Pausen, in denen es trocken ist. Immerhin komme ich gut voran und außer „Autobahn“ gibt es heute auch nicht viel zu sehen. Bis Ii mache ich einen guten Schnitt, der Wind ist heute mal still und jeder LKW, der vorbeifährt, wirbelt soviel Wasser auf, dass es mir ständig die Sicht nimmt. In Ii bin ich mit Virpi und Hannu verabredet, die ich bereits zum Mittsommer in Enontekiö getroffen habe und sie haben mich auf meinem Rückweg durch Finnland zu sich eingeladen. Virpi holt mich sogar mit Fahrrad ab und es geht nach Yli-Ranta, einem Stadteil von Ii, wo sie ein kleines Häuschen haben. Hier kann ich es mir bei dem Schmuddelwetter erstmal gut gehen lassen: Duschen, Sauna, lecker Abendbrot und gute Unterhaltung mit „Hölekyn-Kölekyn“, die guten Gespräche vermisse ich am meisten auf meiner Reise, da dazu einfach die Gelegenheit fehlt.
Tag 65
07.07.2009

Ii (Yli-Ranta)
Ruhetag

0km
gesamt: 4741km
Ii (Yli-Ranta)

Heute ist Ruhetag, das heißt ausschlafen, in Ruhe frühstücken und Virpi und ich entscheiden uns für eine Indoor-Aktivität, da das Wetter immer noch vernieselt ist, während Hannu mit seinen Freunden einen Ausflug macht. So fahren wir nach Oulu ins Wissenschafts-Museum mit vielen Exponaten, bei denen man auch alles anfassen und ausprobieren kann. Hier wird das Kind im Mann geweckt und die Zeit verfliegt im Nu. Dank der Spannung haben wir nun Hunger und meinem Appetit auf frischen Salat wird auch Rechnung getragen – so etwas vermisse ich auch, aber etwas frisches gibt es halt nicht mal eben überall zu kaufen. Zu Hause klingt der Tag bei Pancakes und Gesprächen in Finnisch-Englisch-Deutsch aus. Zum Glück gibt es das Internet mit Wörterbuch! Nach dem Besuch der heimischen Sauna kann ich gut einschlafen.
Tag 66
08.07.2009

Ii (Yli-Ranta) - Temmes

97km
gesamt: 4838km
Ii (Yli-Ranta) - Martinniemi - Haukipudas - Kello - Oulu - Kempele - Tupos - Liminka - Temmes

Der Tag beginnt bei 15°C und relativ trocken, aber unbeständig. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zum neuen Kanal, der in jahrelanger Arbeit ausgebaggert wurde, und der riesigen Baggerschaufel, die daran erinnert, sowie einer Fischaufzucht. Dann geht es endlich aufs Rad und im Trockenen geht es los. Bis Oulu fahre ich parallel zur E75 auf der alten Hauptstraße 847, hier ist kaum Verkehr. Vor einsetzendem Regen flüchte ich in eine Unterführung und nach 10 Minuten hat er sich wieder verzogen. In Oulu mache ich Pause und hier kommt sogar die Sonne raus. Das obligatorische Bild mit der Statue eines „gewichtigen“ Polizisten muß sein, weiter geht es nach Süden, ab Limenka auch wieder auf der Hauptstraße. Die ist immer noch unspektakulär, führt kilometerweit nur geradeaus und ist voller Verkehr. In Temmes suche ich wieder den Zeltplatz, den es nicht gibt, finde aber bei der Schule einen frisch gemähten Platz hinter dem Eishockeyfeld. Zum Glück sind Ferien und ich brauche nicht zu befürchten, morgen früh geweckt zu werden. Gegen 22:30 sehe ich seit 3 Wochen wieder einen Sonnenuntergang und nachts wird es sogar ein „bisschen“ dunkel im Zelt.
Tag 67
09.07.2009

Temmes - Kärsämäki

86km
gesamt: 4925km
Temmes - Rantsila - Sipola - Pulkkila - Leskelä - Kärsämäki

Der Tag beginnt ruhig, Sonne und Wolken wechseln sich ab. Bei 12°C und guter Hoffnung starte ich in kurzen Sachen. Langsam zieht sich der Himmel zu und der Wind aus Südost ist heute nicht auf meiner Seite, das Vorankommen ziemlich mühsam. Auf der E75 ist es auch nicht besonders spektakulär – Autos ohne Ende. In Sipola will ich mir bei dem Wetter eine Kleinigkeit zum Mittag gönnen – eine kleine Portion Pommes. Umso erstaunter bin ich, als die Bedienung meint: Da drüben, da steht unser Salatbuffet und diverse Getränke – da kann ich mich schon mal bedienen. Aus der kurzen Pause wird so eine längere, denn das gesunde Essen, zumal soviel ich vertragen kann, kann ich mir doch nicht entgehen lassen, wer weiß, wann es das nächste mal so etwas frisches gibt! Nach über 1300km ohne Panne (ja, keine Platten mehr seit Alta!) musste ja wieder etwas passieren. Als ich mein Fahrrad für eine Pause kurz abstelle, macht es sich selbständig und legt sich hin. Ergebnis: abgebrochener Seitenständer. Wer braucht den schon noch, ich will ja fahren. Auf einmal beginnt es schlagartig, zu regnen. Ich rette mich in den Wald, doch es bringt nichts, abzuwarten. Es regnet sich ein und die nächsten 15km wird sich daran nichts ändern. Für eine kurze Erfrischung der anderen Art sorgen die Wasserfontänen der vorbeifahrenden LKWs. Nach einer Stunde bin ich am Ziel, doch an Zelten ist nicht zu denken, so nehme ich mir eine Hütte in Kärsämäki und kann meine Sachen in Ruhe wieder trocknen. Im Gegensatz zu meinen Latschen hat der Zeltplatzbetreiber Gummistiefel an, das ist doch mal eine Alternative! Bei meinem Abendspaziergang in der nun trockenen Stadt bemerke ich zum ersten Mal wieder Straßenbeleuchtung!
Tag 68
10.07.2009

Kärsämäki - Viitasaari

117km
gesamt: 5042km
Kärsämäki - Nuttuperä - Emolathi - Elämäjärvi - Rönnynkylä - Pihtipudas - Löytänä - Vitajärvi - Taimoniemi - Vitasaari

Es ist wieder trocken und die Sonne kommt heute raus! Der Wind aus Süd ist aber wieder gegen mich, insbesondere da hier nicht mehr alles nur aus Wald besteht, sondern sich Wiese und Felder in die Landschaft mischen. Den Geruch der Rapsfelder habe ich noch aus Dänemark in Erinnerung. Nach 34km auf einer Kreuzung in er Landschaft sehe ich auf einmal eine Gaststätte mit einer Glockenausstellung – mehrere hundert – kleine und große. Die größten sind draußen ausgestellt und jede darf geschlagen werden – die Zeit habe ich natürlich nicht :) Der Weg zieht sich relativ flach durch die Landschaft und die Straße ist zum Teil über Kilometer überschaubar – immer nur geradeaus nach Süden. Die nächste Pause mache ich in einer Bushaltestelle, just in dem Moment, als der Regen wieder einsetzt. Eine Stunde warte ich nun ab bei Keksen und Müsliriegeln, und dann ist der Regen auch wieder vorbei. Das ist im Moment das typische Wetter hier. Mittlerweile geht es auch wieder etwas bergiger zu Wege, sogar zweispurig geht es bergauf, damit man eine Chance hat, die langsameren Verkehrsteilnehmer zu überholen. Ich hätte ja nicht gedacht, dass die finnische Seenplatte dermaßen bergig ist, aber es ist halt ein Relikt aus der Eiszeit. Bei Kilometer 117 ereilt mich die nächste Panne: Mit einem lauten Knall löst sich die Halterung des linken Lowriders und rattert in den Speichen. Zum Glück fahre ich nur Schrittgeschwindigkeit. Und nun schiebe ich :( Wahrscheinlich ist das noch die Folge des Sturzes gestern, als das Fahrrad auf die vordere Packtasche gefallen ist, die sich jetzt auf holpriger Strecke gezeigt hat. Nach 10 Minuten habe ich in Viitasaari den „Strand“ gefunden, wo ich mein Zelt aufbauen kann und mich sogar bis zu den Knien ins Wasser traue. Es ist doch noch ziemlich frisch hier, zumindest kommt mir das so vor. Nach erfolgreicher Reparatur und Festziehen aller Schrauben hoffe ich auf pannenfreies Weiterfahren.
Tag 69
11.07.2009

Viitasaari - Jyväskylä

106km
gesamt: 5149km
Viitasaari - Maomäki - Pyyrinlahti -Mämmenkylä - Tikkakoski - Jyväskylä

Die Sonne lacht heute, von einem Mann am Nachbarsteg erfahre ich, dass es 22°C werden sollen. Frühstück gibt es mit Blick auf den See im Schatten eines Baumes. Auf einmal bin ich verwundert, als 3 rüstige Rentner hier ihr morgendliches Bad nehmen – so kalt kann es dann doch nicht sein. Auf der Hauptstraße geht es weiter nach Süden, es zieht sich wieder endlos bergauf und bergab, diesmal mit schönen Rastplätzen direkt and den Seen. 30km vor Jyväskylä nimmt der Verkehr zu, so dass das Fahren keinen richtigen Spaß macht. Ich nehme mir vor, morgen möglichst bald von der Hauptstraße abzubiegen und es auf Nebenstraßen zu versuchen, denn in den letzten Tage komme ich doch gut voran, trotz kleiner Malheure habe ich noch keinen Tag deswegen verloren. Kurz vor dem Ziel kommt in Tikkakoski ein Hinweis, sogar in Englisch: Aviation Museum – das kann ich mir als „alter“ Flieger natürlich nicht entgehen lassen! Hier wird die Geschichte der Fliegerei Mittelfinnlands mit zahlreichen Originalflugzeugen dokumentiert. In Jyväskylä treffe ich Perti, der gerade mit 2 Freunden von einem 300km-Radausflug kommt und er zeigt mir den Weg zum Zeltplatz. Er erzählt aber auch gleichzeitig, dass dieser vor 2 Jahren geschlossen wurde. Damit habe ich kein Problem, solange ich nur ein Stück Wiese finde, Wasser gibt es im See schließlich genug. Und diesmal springe ich sogar rein und man kann sich wirklich dran gewöhnen, der Sommer fängt hier gerade an! Pünktlich zu meinem Abendspaziergang am See fängt es zu regnen an und das wird die ganze Nacht anhalten.
Tag 70
12.07.2009

Jyväskylä - Keuruu

67km
gesamt: 5216km
Jyväskylä - Kuohu - Petäjävesi - Keuruu

Am Morgen regnet es immer noch, so packe ich erstmal alle Sachen im Zelt zusammen. Und, welch Wunder, die Sonne kommt kurz raus und der Regen hört auf. So kann ich im Trockenen starten und mich auf die Suche nach dem Weg aus der Stadt raus Richtung Westen machen, kein leichtes Unterfangen. Es ist Sonntag, und so haben alle Geschäfte und kleinen Tankstellen zu. Auf der Suche nach frischem Wasser komme ich dann am Krankenhaus vorbei und bin mir sicher, dass die heute aufhaben und ich meine Flaschen hier nachfüllen kann. Es sind schwüle 14°C, der Himmel grau und der Wind weht leicht aus West. Ich folge dem Weg nach Tampere in der Hoffnung, dass hier weniger Verkehr als auf der alten Route nach Helsinki ist. Und so ist es auch. In Kuohu finde ich sogar einen kleinen Dorfladen, der heute auf hat und bei dem ich frische Gürkchen und Tomaten bekomme. Ein Genuß, mal etwas frisches zu sich zu nehmen. Heute nutze ich jeden Rastplatz und jede Pause, um auf die Jagd nach Fotomotiven zu gehen. Immerhin ist Sonntag und die Sonne lacht gegen Mittag. In Petäjävesi gibt es einen Schmiedemarkt, ein riesiger Amboß ziert den örtlichen Kreisverkehr, und ich besuche die alte Holzkirche, die sogar ins UNECSO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Die Straße heute geht glücklicherweise durch all die kleinen Orte, und nicht nur dran vorbei wie es gestern noch der Fall war. In Keuruu gibt es einen schönen Zeltplatz am See und hier klingt der Tag mit den vielen kleinen Entdeckungen gemütlich aus.
Tag 71
13.07.3009

Keuruu - Orivesi

86km
gesamt: 5302km
Keuruu - Pohjoisjärvi - Juupajoki - Orivesi

Bei Zeiten bin ich munter und leichter Nebel liegt über dem See. Die Sachen packe ich im trockenen Zelt und bei leichtem Niesel geht es los. Der wird ja gleich wieder aufhören, denke ich mir. Daß dem so nicht ist, merke ich bereits kurz darauf und ziehe meine Regensachen über. Die Latschen sind bei dem Wetter optimal, denn sie werden schneller trocken als die Schuhe mitsamt Socken. Der Verkehr ist hier sehr ruhig und das macht das Fahren trotz des Wetters angenehm. Die Pausen gestalte ich so gut es geht im Trockenen – unter einer Grillhütte auf dem Rastplatz und in einem Buswartehäuschen. Zum Glück kommen die jetzt wieder alle paar Kilometer unterwegs. Der Himmel bleibt grau in allen hellen und dunklen Varianten. Die nächste Pause mache ich an einer Tankstelle bei heißer Schokolade in der Hoffnung, den Regen absitzen zu können. Und tatsächlich hört am Nachmittag der Regen auf, blaue Flecken zeigen sich zwischen dem Grau am Himmel und die Sonne kommt durch. In Orivesi fahre ich auf den Zeltplatz und hier kann ich die Sachen wieder trocknen und für den Fall, dass es doch wieder regnet, habe ich eine trockene Zufluchtsmöglichkeit.
Tag 72
14.07.2009

Orivesi - Siuro

83km
gesamt: 5386km
Orivesi - Naapila - Vahderepää - Kangasala - Tampere - Nokia - Siuro

Heute wird wieder ein Sonnentag, das Thermometer steht bei 20°C und der Wind ist mal ruhig. Ich fahre immer noch auf Nebenstraßen Richtung Tampere, doch die werden hier zwar idyllisch, das heißt aber auch: bergig! In Kangasala hole ich mir auf dem Markt wieder etwas frisches und so kann es angenehm in den Tag starten. In Tampere will ich in das Stadtzentrum, um die Wasserfälle anzusehen, aber ich finde den Weg trotz vieler Hinweise nicht. Kein „City Center“ oder runder Punkt für solche wie mich, die des Finnischen nicht mächtig sind. Immer nur ein Hinweis nach „Keskusta“, den Ort finde ich aber auf meiner Karte nicht, auch wenn er immer näher kommt. Erst die Erklärung eines Einheimischen macht mir klar: Keskusta ist das Stadtzentrum! Nun komme ich den Schildern viel einfacher wieder nach. Die Sonne brennt mittlerweile richtig doll - das Thermometer am Theater zeigt immerhin beachtliche 29,6°C. Ich mache eine kleine Pause in der Stadt, bevor ich mich ans Erkunden mache – Die Wasserfälle, aus denen in einem Kraftwerk Strom gewonnen wird, die Kirchturmuhr ohne Minutenzeiger und einen Überblick über die Umgebung verschaffe ich mir von einer der höchsten Moränen Finnlands – so steil ist auch die Auffahrt. Von einem Aussichtsturm habe ich einen herrlichen Ausblick über die Seenlandschaft mit vielen kleinen Inseln. Jorma, den ich hier treffe, zeigt mir den Weg weiter nach Westen und gibt mir noch einen Tip, wenn ich auf die Aland-Inseln fahre, doch eine kleinere Fähre als die in Turku zu nehmen – und so viele kleinere Inseln anzufahren, das hört sich gut an. Aus Tempere raus rollt es wieder relativ flach und gut voran. In einem kleinen Ort will ich am Fluß mein Glück versuchen. In Siuro sind auf der Hinweistafel immerhin zwei Strände eingezeichnet! Einer davon muß doch passen. Doch Siuro ist nun wirklich ein Dorf und der Strand sind 10m aufgeschütteter Sand neben dem Fluß. Trotzdem baue ich hier mein Zelt auf und nach diesem erlebnisreichen Tag freue ich mich auf etwas Abkühlung in der Nacht.
Tag 73
15.07.2009

Siuro - Kauttua

103km
gesamt: 5490km
Siuro - Salmi - Karkku - Vammala - Huittinen - Eura - Kauttua

Die Sonne scheint heute wieder und es ist früh bereits richtig warm, zum Glück steht mein Zelt im Schatten. Im nahgelegenen Bistro hole ich mir frisches Wasser und frühstücke hier auch gleich bei bestem Wetter! Los geht es auf kleinen Nebenstraßen, die 2505 ist teilweise nur ein Schotterweg, führt aber durch eine idyllische Landschaft mit vielen kleinen Auf und Abs. Unterwegs treffe ich Juha, der mit seinem Liegedreirad unterwegs ist. Eine Probefahrt lasse ich mir natürlich nicht entgehen und bin erstaunt, wie komfortabel ich damit unterwegs bin. Und umkippen kann es auch nicht ;) Kurzer Schauer erwartet mich in Vammala während einer Pause und im Regen geht es auch weiter, zum Glück hört der nach einer viertel Stunde wieder auf und in der Sonne wird sofort wieder alles trocken. Mittlerweile sind es 24°C und der Weg zieht sich doch länger hin als ich es erwartet habe. Als ich in Köyliö an der Tankstelle eine kurze Pause mache und nach einem nahgelegenen Zeltplatz frage, erfahre ich, dass der nicht mehr exisitiert. Ich versuche es trotzdem und direkt am Strand sind noch die alten Laternenmasten und das Empfangsgebäude zu sehen. Eine Sauna hat für die Gäste aufgemacht, die sich gleich im See davor abkühlen. Auf meine Nachfrage werden sogar die Sanitäreinrichtungen über Nacht offen gelassen und genug Wiese gibt es hier nach wie vor. Ein erfrischendes Bad rundet den Tag ab und zum ersten Mal sehe ich wieder den Mond und die Sterne, welch ungewohnter Anblick!
Tag 74
16.07.2009

Kauttua - Uusikaupunki

94km
gesamt: 5585km
Kauttua - Eura - Lappi - Rauma - Unaja - Volluoto - Reila - Pyhäranta - Maurumaa - Uusikaupunki

Es ist bedeckt und es hat sich etwas abgekühlt. Auf der Hauptstraße, die hier zum Glück nicht so voll ist, geht es relativ flach voran. Die Sonne kommt auch wieder raus und wird mich den ganzen Tag begleiten. Nach 45km erreiche ich Rauma und mache in der Altstadt eine Pause. Hier gibt es viele gut erhaltene Holzhäuser, die alle bunt angemalt sind, und einen Markt, wo ich wieder frisches Gemüse bekomme. Ab Rauma geht es an der Küste nach Süden, auf kleinen Nebenstraßen, die sich schön durch die Landschaft winden. Hier treffe ich Uta und Steffen aus Erfurt, die die Küste nach Norden abradeln und bekomme noch ein paar gute Tips zum Inselrundweg und zum Zelten. Gerade hier an der Küste mit den vielen kleinen Inseln ist es sehr schön zum Radeln. Der Zeltplatz in Uusikaupunki liegt direkt an der Ostsee, die hier total flach und sandig hineingeht. Bei einem tollen Sonnenuntergang klingt der Tag gemütlich aus.
Tag 75
17.07.2009

Uusikaupunki - Kustavi

59km
gesamt: 5644km
Uusikaupunki - Lokalahti - Taivassalo - Kustavi

Heute habe ich nur einen „kurzen“ Weg vor mir, somit habe ich Zeit, mir in Uusikaupunki ein paar Sachen anzusehen: Zu allererst das Bonk-Museum, das über eine virtuelle Firma berichtet, die mit Erfindungen, die zwar gut aussehen, aber nicht funktionieren, viel Geld verdient. Und dazu bekomme ich eine persönliche Führung von Liisi durch alle Exponate in Englisch, da ich der einzige Besucher im Moment bin – so viel Zeit muß sein! Weiter geht es zum Pilotenmuseum, worunter ich mir etwas anderes vorgestellt habe, aber „Piloten“ sind hier auch die Lotsen, die die Schiffe in den sicheren Hafen manövrieren. Immerhin sehe ich, wie sie vor 100 Jahren gelebt und gearbeitet haben, auch mit einer persönlichen Führung. Es ist halt wenig los heute. In der Information bekomme ich den Tip für einen guten Ausguck und gleichzeitig den Schlüssel für den alten Wasserturm, von dem ich einen herrlichen Panoramablick über die Region habe. Auffällig neben dem grünen Wald sind die überall hervorstechenden Funkmaste für die Mobiltelefone, von denen ich hier ein halbes Dutzend sehe. Kurz vor Kustavi bei einer Pause merke ich, wie mein Reifen vorne Luft verliert, schleichend, so dass ich noch bis Kustavi radeln kann, aber die Ursache ist vermutlich ein vorher eingefahrener Splitter, der jetzt nicht mehr zu finden ist. In Kustavi ist der Zeltplatz (wie nicht anders zu erwarten) zwar noch vorhanden, aber nicht mehr voll in Betrieb. Die Bezahlung erfolgt im Ort bei einem alten Mann mit langem Bart und er weist mir auf der Karte nur den Weg – vor der Kirche links und dann noch 2km. Das ist schon etwas seltsam. Dort angekommen, steht nur ein Caravan vor Ort und die Rezeption ist verlassen. Am Übersichtsplan ist ein riesiges Gelände ausgewiesen. Immerhin gibt es fließend Wasser. Nachdem ich auch meinen Platten geflickt habe erkunde ich das Areal, das wirklich riesig ist - verlassene Hütten, eine verfallene Turnhalle und ein Restaurant mit angegliedertem Schiffswrack, das langsam verfällt. Früher muß hier wohl Hochbetrieb gewesen sein, nun wird es nur noch gelegentlich genutzt. Zu meiner Freude habe ich vor meinem Zelt sogar einen Stromanschluß, der funktioniert, und irgendjemand hat hier noch eine Verteilerleiste rumliegen lassen, so dass ich nichts mehr zu meinem Glück brauche und gleichzeitig Handy, Kamera und Notebook laden kann ;)
Tag 76
18.07.2009

Kustavi - Jurmo

24km
gesamt: 5669km
Kustavi - Vuosnainen - (Fähre) - Ava - (Fähre) - Jurmo

Die Sonne drückt schon am Morgen und es wird ein heißer Tag. Viel radeln werde ich heute nicht, dafür soll mich die Fähre auf die Aland-Inseln bringen. Von Kustavi nach Osnäs geht es mit einer kleinen Fähre, die hier eine Brücke ersetzt und die Fähre auf die Inseln habe ich um genau 10 Minuten verpasst. Die nächste fährt in 2 Stunden, Zeit genug, sich etwas am Hafen umzusehen und einfach mal nichts zu tun. Denn außer 2 Cafés mit angeschlossenen Souvenirläden und einer Info gibt es hier nicht viel zu entdecken. Die Fähren sind für Radler kostenlos, das macht das Insel-Hopping einfacher. Die Aland-Inseln sind ein unabhängiger Teil Finnlands mit schwedischer Sprache, eigener Regierung, Autokennzeichen und Top-Level-Domain: ax. Bis Ava auf Brandö geht es in einer Stunde und noch mal nach Jurmo in 10 Minuten. Die Insel ist 2x3km groß und in einer halben Stunde habe ich alle 3 Straßen abgeradelt. Heute ist aber ein Volksfest mit Flohmarkt, Kinderrodeo und original Hochlandrindmenü von den Rindern, die hier auf der Insel gehalten werden. Bei den Preisen ziehe ich heute aber meinen Tütenreis vor. Außerdem kann man hier im Dorf die Hochlandrinder besuchen und von einem kleinen Aussichtsturm habe ich einen wunderbaren Überblick über die Schärenregion. Hier treffe ich auf Kaj, der sich gerade auch eine Auszeit nimmt und einen Teil seiner Zeit nutzt, um die Schärenregion in Südwestfinnland zu bereisen. Mit seinem kleinen Boot kann er problemlos in jedem Gästehafen anlegen oder auf einer unbewohnten Insel, von denen es hier Tausende gibt. Nach einem eher ruhigen Tag baue ich mein Zelt direkt am Strand auf der Wiese auf und höre im Hintergrund die Livemusik des kleinen Festes.
Tag 77
19.07.2009

Jurmo - Kattnäs

93km
gesamt: 5762km
Jurmo - (Fähre) - Ava - Brandö - Torsholma - (Fähre) - Hummelvik - Vardö - Prästö - Kastelholm - Godby - Nätsby -Kattby - Kattnäs

Am Morgen ist es total ruhig, in der einzigen Ansiedlung auf der Insel hat das Leben gerade begonnen. Bis 10:30 habe ich Zeit, meine Sachen zu packen und mich startklar zu machen, davor fährt keine Fähre nach Brandö zurück. Wasser gibt es diesmal direkt im Hafen und gemütlich starte ich in den Sonntag. Auf Brandö habe ich 27km mit dem Rad vor mir, bevor es auf die nächste Fähre geht. Und dafür habe ich gute 3 Stunden Zeit. Zeit genug, sich die kleinen Fischerdörfer anzusehen, alle Läden haben geschlossen und so genieße ich meine Kekse im Schatten der Bäume und warte auf die Fähre, die mich auf die Hauptinsel bringt. Nach Vardö dauert die Überfahrt 2,5 Stunden und da der Wind günstig steht, will ich einmal quer über die Insel fahren. Zwischendurch sehe ich mir noch Bomarsund, eine alte Festungsanlage, und Kastelholm, eine alte Burg, an und in Godby, wo der erste Tunnel Finnlands gebohrt wurde, gibt es für Radler eine Umleitung über den Berg, wo ein kleines Café mit Aussichtsturm steht. Hier treffe ich auf Peter, den ich schon vor über drei Wochen in Nordfinnland gesehen habe und der mir den Tip mit den Inseln gegeben hat! Auf dem Weg zum Zeltplatz folge ich einem auf der Karte als Wanderweg ausgezeichnetem Weg, der wird ja wohl so gut sein, dass ich darauf fahren kann, bin ich optimistisch. Als ich aber nur auf Hütten treffe, die kurz vor dem Zeltplatz eingemalt sind, erklärt mir ein Einwohner, dass Wanderweg heißt: „Treppen und über Zäune klettern“ – also noch mal 10 km zurück und auf der Straße nach Kattnäs zum Zeltplatz. Es ist halb zehn abends, als ich ankomme, die Rezeption schon geschlossen, ein kleiner, familiärer Zeltplatz und einen Fleck für mein Zelt finde ich auch noch. In der Küche wird alles per Münzen betrieben – 1 Euro für 30 Minuten Kochplattennutzung. Mein letzter Euro verklemmt sich aber und so muß ich doch noch meinen Gaskocher anschmeißen. Wolken hängen über mir und es wird heute richtig dunkel – Schlafen kann ich auch so gut nach den doch reichlich Kilometern für den späten Start.
Tag 78
20.07.2009

Kattnäs - Marienhamn

39km
gesamt: 5802km
Kattnäs - Kattby - Nätsby - Mariehamn

Es nieselt den ganzen Morgen, so starte ich gemütlich, mein Ziel ist heute auch nicht fern. Nach kurzer Rücksprache mit den Zeltplatzbetreibern bekomme ich meinen Euro wieder und darf auch deren Internet nutzen, endlich buche ich die Fähre nach Hause für diesen Donnerstag, so dass ich Freitag abend in Rostock eintreffe. Los geht es im Trockenen gegen 11:00, in Kattby fülle ich erstmal meinen Proviant auf und hier mache ich auch Frühstück im Sonnenschein bei 20°C. Der Weg nach Marienhamn, der Hauptstadt, ist relativ flach und der leichte Wind aus West macht die Fahrt angenehm. In Marienhamn fahre ich auf den höchsten Ausguckpunkt mit einem Blick über die Stadt und Umgebung. Vor dem Viermaster „Pommern“, der hier als Museumsschiff vor Anker liegt, treffe ich Johan und seine Tochter Wilma mit ihrem Tandem samt Kinderanhänger – so kann Wilma es sich aussuchen, ob sie radelt oder sich ausruht (was sie, wenn sie hinten sitzt, ja sowieso immer kann ;) Auf dem Campingplatz ist es voll, diese Woche ist ein großes Rockkonzert in Marienhamn und viele junge Leute sind unterwegs. Ich mache mich auch noch mal auf zum Stadtbummel und da es auf dem Zeltplatz kein Internet gibt, versuche ich es einfach am Hafen und habe Glück – bei so vielen Schiffen und Häusern hier hat jemand für mich ein offenes W-LAN und ich kann in Ruhe meine Sachen auf Stand bringen! Von dem Rockkonzert verstehe ich zwar kein Wort, aber man kann es über die ganze Stadt hören. Bei herrlicher Dämmerung am Hafen klingt der Tag aus.
Tag 79
21.07.2009

Mariehamn - Parainen

87km
gesamt: 5889km
Mariehamn - Lemland - Granboda - Langnäs - (Fähre) - Galtby - (Fähre) - Nagu - (Fähre) - Parainen

Die Sonne wechselt sich heute mit Wolken ab, es ist angenehm warm und der erste Teil des Tages beginnt gemütlich. Heute will ich mit der Fähre wieder aufs Festland fahren, doch die fährt erst 16:00 Uhr (FIN). Die Zeit nutze ich, um in Ruhe zu frühstücken und durch die Stadt zu bummeln, ein paar Karten zu schreiben, die mit speziellen Aland-Inseln-Briefmarken versehen werden, und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Gegen 13:00 mache ich mich auf den Weg, bis zur Fähre sind es lockere 33km und ein paar Stops zum Fotografieren und Verweilen mache ich unterwegs auch noch. 16 Uhr fährt die Fähre los, nachdem alle Fahrzeuge sich draufgequetscht haben und es gar nicht so einfach ist, sich zwischen den parkenden Autos zum Passagierdeck durchzuschlängeln. 5 Stunden Überfahrt stehen mir bevor mit herrlichen Ausblicken über die Inselregion im Sonnenschein und genug Zeit, mein Tagebuch auf Stand zu bringen. Gegen 21:00 Uhr kommen wir in Galtby an. Zwar noch nicht ganz das Festland, aber mit direkter Straßenverbindung dahin, die zwei weitere, kleine Fährüberfahrten beinhaltet. Der Zeltplatz, den ich jetzt erreichen will, liegt noch 55km vor mir, und so fahre ich in den Sonnenuntergang hinein (eher hinaus Richtung Osten ;) und muß bald sogar mein Licht montieren. Der Verkehr ist zum Glück sehr gering hier, da die Autos von der großen Fähre schon alle vor mir sind und sonst kaum Verkehr hier durchfließt. Ich fühle mich auch total fit, nachdem ich heute noch nicht viel gemacht habe außer stundenlang rumzusitzen und so fliegen die Kilometer an mir vorbei. Bei angenehmen 17°C fahre ich durch Nago, doch bald darauf muß auch ich mir die lange Jacke überziehen, da es bei sternenklarem Himmel doch frisch wird. Gegen 24:00 (FIN) komme ich am Zeltplatz in Parainen an, baue im Dunkeln mein Zelt auf, koche mir Nudeln und springe unter die Dusche. Um halb zwei geht es dann ins Bett, wohl wissend, dass sich die Strecke gelohnt hat. Denn übermorgen will ich in Helsinki auf der Fähre sein und das sind von hier noch über 200km, gut dass ich heute schon ein Stückchen vorangekommen bin.
Tag 80
22.07.2009

Parainen – Kreuzung 110 X 25 bei Nummela

132km
gesamt: 6022km
Parainen - Kaarina - Salo - Suomusjärvi - Nummi - Saukkola - Kreuzung B25 x B110 bei Nummela

Die Wettervorhersage hatte Recht und der Wind ist auf meiner Seite: leichter Westwind, der mich in Richtung Helsinki tragen soll. Auf dem Radweg geht es bis Kaarina, um dann auf der Hauptstraße 110 nach Osten zu fahren. Der Verkehr ist mäßig, da parallel dazu die Autobahn verläuft. So komme ich gut und relativ ungestört voran. Nur kleine, mäßige Anstiege erwarten mich heute und der Wind gestaltet das Fahren angenehm. Zwei Pausen mache ich, um mich bei Hamburgern bzw. Kuchen zu stärken, immerhin hätte das heute die längste Etappe des Urlaubs werden können! Einen Zeltplatz vor Helsinki wird es heute nicht geben, so heißt es sich einen Platz im Grünen zu suchen. Zum Glück gibt es ein paar Seen, an denen will ich mein Glück versuchen. Einer ist sogar mit Strand ausgeschildert, und obwohl ich noch ein Stündchen radeln könnte, beschließe ich, hier zu bleiben. Das Entfernungsschild zeigt noch 47km bis Helsinki, die werde ich morgen in aller Ruhe hinter mich bringen. Ein Sprung in den nicht mehr ganz so kühlen See und eine Portion Nudeln runden den Tag ab und mit der Gewissheit, morgen gemütlich zur Fähre radeln zu können, schlafe ich ein.
Tag 81
23.07.2009

Kreuzung 110 X 25 bei Nummela - Helsinki

89km
gesamt: 6111km
Kreuzung B25 x B110 bei Nummela - Espoo - Helsinki - (Fähre)

Da der See direkt an einer Hauptstraßenkreuzung liegt, ist nicht viel mit Ausschlafen. Durch den Fahrzeuglärm werde ich bei Zeiten wach. Der Himmel ist bedeckt und die Sachen, die ich gestern noch gewaschen hatte, sind immer noch naß. Eigentlich wollte ich die doch heute wieder anziehen! Dafür habe ich aber immer ein zweites Paar dabei, nun brauche ich es sogar mal! Bis Helsinki geht es weiter auf der 110, allerdings verfehle ich die richtige Abfahrt und fahre so erstmal 10km Umweg, bis mir auffällt, dass kein Schild mehr nach Helsinki weist. Nach 60km bin ich im Zentrum und erkundige mich erstmal, wo es zum Fährhafen geht, der liegt immerhin auch 20km außerhalb. Es ist aber noch genug Zeit für eine kurze Stadtrundfahrt (natürlich per Rad) mit Flohmarkt, Strandpromenade und Livemusik im Stadtpark. 16:00 Uhr fahre ich los zum Fährterminal, da ich mit Fahrzeug mindestens 2h vorher da sein will, allerdings ist im Hafenbereich nicht wirklich viel los und die Ausschilderung auch verbesserungswürdig, so fahre ich erstmal eine Runde in die falsche Richtung um dann zum richtigen Terminal zu gelangen. Hier löse ich die Karte für das Fahrrad nach und reihe mich in die Schlange der Fahrzeuge ein. Im Konvoi geht es dann zur Fähre, wo wir auch noch mal eine halbe Stunde warten. Hier stehen auch insgesamt ca. 10 Radler, die mit nach Rostock übersetzen wollen. Einen Sitzplatz habe ich gebucht, der zwar ein bequemer Sessel ist, aber zum Schlafen denkbar ungeeignet. Dank des Tips der anderen Mitreisenden hole ich auch meinen Schlafsack und breite den einfach auf dem Boden aus, um zumindest die Nacht im Liegen zu verbringen, eine gute Idee! Frank aus Frankreich, der am Nordkap gestartet ist, tut es mir gleich und gemeinsam erkunden wir die Fähre. Mit Anna und Carsten aus Leipzig treffe ich mich am Abend in der Lounge auf ein Radler und wir lassen gemeinsam noch mal unsere Urlaube Revue passieren, sie sind von Rostock aus auf dem Ostseeküstenradweg gefahren und habe auch eine Menge spannender Momente erlebt.
Tag 82-84
24. - 26.07.2009

Fähre nach Rostock - Markrafheide

0km
gesamt: 6111km
(Fähre) – Rostock – Schwaan - Markgrafheide

Heute schlafe ich wieder aus so gut es geht auf dem Boden der Kabine. Nur das Brummen der Schiffsdiesel ist die ganze Zeit zu spüren. In Ruhe schlendere ich dann über Deck und lasse mir den Fahrtwind von 30 Knoten um die Ohren wehen, ein Gefühl fast wie auf dem Nordkap, nur irgendwie freundlicher. Nachdem ich mir gestern abend das Abendbrotbuffet angesehen habe, beschließe ich, heute Mittag an Bord zu speisen. Und da es wieder Buffet gibt, nehme ich mir die ganze Zeit von 14:00-15:30 um zwischen Buffett und Essplatz zu rotieren und bin mir sicher, dass der Hunger nun bis zum Abendbrot gestillt ist. Ein Verdauungsschläfchen muß natürlich auch sein, so verkrieche ich mich wieder unter Deck. Zwar geht auf der Fähre kein Handy, aber dafür gibt es hier Internetzugang, so dass die Zeit am Nachmittag etwas schneller vergeht. Der Sonnenuntergang, der heute wieder herrlich ist, zieht alle Passagiere auf das Freideck und im Blitzlichtgewitter verabschiedet sie sich von uns. Im Dunkeln erreichen wir Rostock und aus der Ferne ist bereits der Hafen mit seinen vielen Lichtern zu sehen und die rot und grün leuchtenden Bojen weisen uns den Weg dahin. Es ist schon interessant, die Einfahrt von Bord zu beobachten. Da ich die Zeit noch nutzen will, um mein Handy hier zu laden, stöpsele ich es in der Kabine einfach an. Da alle anderen schon voller Ungeduld ihre Sachen gepackt und ausgeräumt haben, dauert es nicht lange, bis eine Durchsage verkündet, dass ein Handy gefunden wurde. Das war meins, wie sich herausstellt. Daß aber in der Kabine auch noch ein „herrenloser" Schlafsack und Rucksack waren, ist natürlich keinem aufgefallen. Immerhin, alles ehrliche Leute hier! Zu meiner Freude werde ich am Hafen von Daniela abgeholt, wenn auch mit Verspätung, da mein Fahrrad (mit überbreiten Taschen) von den Autos unter Deck so eingekeilt ist, dass ich erst alle anderen rausfahren lassen muß, bevor ich an der Reihe bin, während alle anderen Radler schon längst vorne weg gefahren sind. Um so schöner ist die Freude über das Wiedersehen nach 8 Wochen. Gemeinsam geht es auf den Zeltplatz in Schwaan (ich muß gestehen: mit dem Auto) und dieses Wochenende bleibt das Fahrrad mal wieder stehen, während wir uns den Strand in Rostock und Markgrafheide anschauen, begleitet von allen Wetterphänomen von Gewitter und Sturm bis Sonnenschein bei 30°C.
Tag 85
27.07.2009

Markgrafheide – Krakow am See

88km
gesamt: 6199km
Markgrafheide - Rostock - Kessin - Niex - Damm - Reez - Groß Viegeln - Wiendorf - Niendorf - Rukieten - Mistorf - Lüssow - Güstrow - Hoppenrade - Charlottenthal - Krakow am See

Meinen Kulturschock habe ich in Markgrafheide abbekommen: Hochsaison, überteuerter Zeltplatz, alles voller Menschen und Hunde, keine Spur von Nachtruhe, Wohnwagen an Wohnwagen, Anonymität pur. Da ziehe ich doch einen kleinen Platz zum Zelten am See vor, wo ich ungestört bin. Von hier starte ich mit dem Rad noch mal zum Überseehafen, um meine Reise dort fortzusetzen, wo sie Freitag Nacht mit der Fähre unterbrochen wurde. Die Sonne strahlt, der Wind kommt leicht aus Südwesten. Auf dem Radweg komme ich dann durch das Zentrum von Rostock, wo ich eine längere Mittagspause mache, immerhin zeigt das Thermometer 31°C. Ich versuche dann meinen Weg nach Güstrow auf Nebenstraßen, die parallel zur Hauptstraße führen, wo deutlich weniger Verkehr ist. Naja, so clever war das vielleicht nicht, denn Schotter und Schlammwege erwarten mich, später werden es reine Feldwege und irgendwann muß ich ganz und gar durch Sand schieben. Also geht es ab der nächsten Gelegenheit wieder auf die Hauptstraße und relativ gut trotz Gegenwind voran, da hier alles flach ist. Da es doch schon recht spät ist, fahre ich bis Krakow am See und kann dort im Sonnenschein noch ein Bad nehmen und der Tag klingt gemütlich aus.
Tag 86
28.07.2009

Krakow am See - Havelberg

106km
gesamt: 6305km
Krakow am See - Bossow - Plau am See - Dresenow - Meyenburg - Birkenfelde - Pritzwalk - Mesendorf - Tüchen - Garz - Groß Welle - Glöwen - Havelberg

Im Sonnenschein geht es wieder bei warmem Wetter los, zum Glück etwas kühler als gestern. Nach 22km ereilt mich der dritte Platten vorne. Ich hatte heute früh schon mitbekommen, dass vorne etwas weniger Luft drauf ist und optimistisch zur Luftpumpe gegriffen. Doch bei der ganzen Last unterwegs beschließe ich doch lieber den Schlauch zu flicken als ihn alle paar Minuten schweißtreibend aufzupumpen. Der Mantel ist nach sechstausend Kilometern halt nicht mehr der beste, ziemlich abgefahren und die Glassplitter, die hier in der Zivilisation wieder häufiger anzutreffen sind, tun ihr übriges. Der Wind bläst heute mittelmäßig aus Westen, dennoch macht er das Vorankommen nicht einfacher, auch wenn er für etwas Abkühlung sorgt. Die letzten 20km geht die Straße nur geradeaus durch baumgesäumte Alleen. Die Schilder warnen hier vor gefährlichen Bäumen am Wegesrand. Nach über 100km komme ich in Havelberg an, wo ich bereits auf der Fahrt nach Norden übernachtet habe, einem schicken kleinen Zeltplatz auf der Campinginsel. Mit einem Stadtrundgang im Sonnenuntergang klingt der Tag aus und heute abend kann ich wieder die Biber auf der Biberinsel beobachten, wie zahlreiche andere Gäste auch.
Tag 87
29.07.2009

Havelberg – Biederitz (Magdeburg)

112km
gesamt: 6417km
Havelberg - Sandau - Schönfeld - Scharlibbe - Klietz - Hohengöhren - Schönhausen - Fischbeck - Jerichow - Klietznick - Ferchland - Derben - Parey - Güsen - Ihleburg - Parchau - Burg - Niegripp - Hohenwarthe - Biederitz

Bereits am Morgen drückt die Sonne mit über 20°C, nur leichte Wolken sind am Himmel und der Wind weht aus Süden gegen mich. Auf der Hauptstraße geht es bis Jerichow und dann auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr nach Paray zum Elbe-Havel-Kanal. Meine Hoffnung, hier auf einen Radweg zu stoßen, wird nicht erfüllt, so fahre ich bis Hohenwarthe weiter auf der Straße. Dort, wo ich bereits auf der Hinfahrt am Wasserkreuz gezeltet habe, habe ich auf diese Weise 10km von Havelberg eingespart und habe einen tollen Blick über die Elbauen. Die gesparten Kilometer fahre ich heute noch hinten dran bis Biederitz, wo ich auf einem kleinen, privat als Verein betriebenen Zeltplatz unterkomme, der direkt vor dem Deich im Überflutungsgebiet liegt. Aber heute Nacht droht bei sternenklarem Himmel keine Gefahr!
Tag 88
30.07.2009

Biederitz (Magdeburg) – Ritteburg (Artern)

117km
gesamt: 6535km
Biederitz - Magdeburg - Dodendorf - Atzendorf - Förderstedt - Stassfurt - Neundorf - Warmsdorf - Schackenthal - Sandersleben - Hettstett - Großörner - Mansfeld - Siebigerode - Annarode - Riestedt - Oberröblingen - Edersleben - Artern - Ritteburg

Leichter Niesel heute morgen, doch der ist gleich wieder verflogen. Die Sonne kommt raus und drückt wieder ordentlich. Durch Magdeburg fahre ich auf Radwegen wieder auf langen Promenaden hinaus, und ab dem Flugplatz geht es auf der Hauptstraße wieder nach Süden bei kräftigem Wind aus Westen. Das Land ist hier überall sehr flach und es gibt kaum Möglichkeiten, sich vor dem Wind zu schützen, anders als im Norden Deutschlands, wo ich teilweise noch durch Wald gefahren bin. Auf den offenen Feldern fordert mich der Wind ganz schön und ich mache ordentlich Pausen in Förderstedt und Hettstedt, um mich bei Currywurst, Pommes und Dönersalat wieder zu stärken. Bis Mansfeld geht es dann doch etwas bergab und im Hinterkopf habe ich noch in Erinnerung, dass das Mansfelder Land sehr schön sein soll, was auch die grün unterlegte Straße auf der Karte andeutet. Allerdings, und das wird mir schlagartig klar, heißt das hier auch wieder diverse kräftige Anstiege, die mich bei dem Wetter zum Schwitzen bringen. Tatsächlich ist der Ausblick von hier oben auf das Kloster Mansfeld und die grüne Gegend herrlich und am Ende werde ich wieder mit einer kilometerlangen Abfahrt entschädigt. Mein Plan, heute bis Sangerhausen zu fahren, geht auf jeden Fall auf und ich bin so motiviert, dass ich sogar noch bis Artern durchfahre. In der Nähe in Ritteburg gibt es einen kleinen Zeltplatz an der Schleuse an der Unstrut, wo mich zu meiner Freude meine Mama erwartet und seit langem mal wieder gibt es statt Nudeln zum Abendbrot "ordentlich was aufs Brot" ;) Die letzte Nacht alleine im Zelt liegt vor mir bevor ich morgen die Etappe nach Hause antrete und irgendwie ist das schon ein komisches Gefühl nach fast 3 Monaten nur auf Tour.
Tag 89
31.07.2009

Ritteburg (Artern) - Erfurt

73km
gesamt: 6608km
Ritteburg - Artern (Unstrutradweg) - Reinsdorf - Bretleben - Bahnhof Heldrungen - Gorsleben - Etzleben - Büchel - Griefstedt - Leubingen - Sömmerda - Schallenburg - Alperstedt - Stotternheim - Erfurt

Bei Zeiten bin ich munter, an Ausschlafen ist nicht zu denken, ist das die Aufregung oder die Sorge, nicht rechtzeitig zum Bräteln daheim zu sein? ;) Im Sonnenschein packe ich ein letztes Mal mein Zelt und meine Taschen – alles muß schließlich seine Ordnung haben. Um 11:00 kommt Daniela mit dem Zug in Artern an und gemeinsam wollen wir das Stück am Unstrutradweg nach Sömmerda radeln. Es tut gut, Begleitung und Kommunikation unterwegs zu haben, auch wenn ich etwas angeschlagen bin. Wohl von dem Wind der ganzen Woche, jedenfalls bin ich etwas heiser. Zusammen geht es über die Dörfer mehr oder weniger an der Unstrut entlang und selbst hier erwarten uns kleine Anstiege, mit denen wir nicht gerechnet haben. Es bleibt aber genug Zeit für ein paar Pausen im Gras mit Blick in den Himmel und pünktlich zum Kaffee kommen wir in Sömmerda bei meiner Mama an. Das letzte "Stückchen" nach Erfurt liegt noch vor mir und ich bin gespannt, ob mich jemand ab Sömmerda begleiten wird. Tatsächlich ist das "Hallo" groß und Freunde und ehemalige Kollegen erwarten mich auf meiner letzten Etappe. Sogar die Presse ist vor Ort und nimmt sich die Zeit für mich und meine Abenteuer. Nur meine Stimme ist langsam am Versagen, dabei gibt es doch so viel zu erzählen. Mit etwas Verspätung (was ist schon eine halbe Stunde bei 3 Monaten?) geht es dann los nach Erfurt über Schallenburg, Alperstedt und Stotternheim und sogar mein Onkel Uwe kommt uns entgegen geradelt und erkundigt sich nach dem Weg zum Nordkap, beschließt dann aber doch, nur nach Erfurt zu radeln ;) Auf dem Geraradweg, auf dem ich vor 88 Tagen gestartet bin, komme ich wieder zu Hause an und die Freude ist groß, da auch hier meine Familie, Freunde und Nachbarn auf mich warten und alle erstmal mit großen Augen gucken, ob ich es anhand meines 3-Monate-Barts auch wirklich bin ;) Anfassen inbegriffen! Bei Würstchen, Brätel und Radler klingt der Tag bei bestem Sonnenschein in unserem Hof aus und ich bin froh über jeden, der den Weg auf sich genommen hat, mich zu begrüßen und meine Familie bei der Feier zu unterstützen – vielen Dank noch mal an alle fleißigen Helfer und tüchtigen Mitstreiter für das tolle "Willkommen zu Hause", auch wenn mir an diesem Abend die Stimme fast komplett versagt hat!