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Tagebuch



Hier kannst Du nun jeden Tag verfolgen, den wir erlebt haben.



New Orleans - Pheonix
(folgt)


Wüste hinter Pheonix
Tag 1: Pheonix - Parks (86km)

Gegen 3:00 morgens treffen wir in Pheonix ein. Eine klare Nacht, auf dem Bahnhof ist nicht viel los, wir sind die einzigen mit unserer Ausrüstung. Die Zeit nutzen wir, um unsere Räder zusammenzubauen und das Gepäck zu verstauen. Dabei lassen wir uns Zeit, denn draußen ist es noch dunkel. Gegen 6:00 fahren wir los, genießen den Sonnenaufgang. Die angenehme Morgenluft weicht der immer drückenderen Hitze Arizonas. Bei McDonalds füllen wir unsere Trinkflaschen mit kalten Wasser, doch in der Sonne wird es sofort warm. Die Temperaturen steigen bis auf 40 Grad, für uns ungewohnt. Schilder am Straßenrand warnen uns: Do not stop for Hitchhikers - Detention Center. Das ist der Wilde Westen. Eine Pause im Schatten eines Trucks ist für uns willkommen, in der nächsten Ortschaft Green River halten wir im Einkaufszentrum an und trinken erstmal eine kühle Cola mit Eis. Unsere Nacht war sehr kurz und wir bei dem Wetter richtig müde geworden. So beschließen wir, es uns auf einer Bank gemütlich zu machen und rollen unsere Iso-Matten aus. Angenehm ist es schon, mal so richtig längs zu schlafen, was ja im Zug und Bus nicht ging. Doch nach ein paar Minuten wecken uns Officiers, wir sollten doch bitte woanders schlafen. Hier möchten die Leute einkaufen gehen. Daraufhin trollen wir uns zur nächsten Tankstelle und versuchen, per Anhalter weiterzukommen. Das Glück ist auf unserer Seite und Sarah, eine 19-jährige Studentin, nimmt uns in ihrem Pickup mit bis nach Flagstaff. Gute 200km schaffen wir so, die durch nicht unerhebliche Berge führen. In Flagstaff ist das Wetter etwas angenehmer. Von hier machen wir uns wieder mit dem Rad auf den Weg und fahren noch 30km bis nach Parks, wo wir die erste Nacht zelten wollen. Dabei kommen wir zufälligerweise auch auf ein Teilstück der Route 66, die heute als Feldweg und kleine Nebenstraße weiterexistiert.

Grand Caynon
Tag 2: Parks - Grand Canyon Village (119km)

Heute stehen wir mit dem Sonnenaufgang auf. Die frische Waldluft läßt den Tag neu beginnen. Unser heutiges Ziel ist der Grand Canyon. Der Himmel über uns ist wolkenfrei und dementsprechend brennt die Sonne. Wir starten auf dem Interstate, was nicht ganz ungefährlich ist. Das machen uns die Reifenreste am Straßenrand klar, die die Trucks hier verloren haben. Unsere Mittagspause verbringen wir in Valle. Hier gibt es ein klimatisiertes Fast-Food-Restaurant und einen Refill kostenlos. Nach einiger Zeit brechen wir wieder auf. Vor uns ist der Horizont zu sehen, und dahinter ist die Schlucht des Grand Canyon. Im Abendhimmel erreichen wir den Canyon und lassen die Stimmung auf uns wirken. Am Mathers Point ist alles voller Leute, die den Sonnenunterang erleben wollen. Auf dem Zeltplatz suchen wir uns einen leeren Flecken, was mit den Rädern kein Problem darstellt. Sonst ist man hier nur auf Caravans eingerichtet. Zum Abendbrot gibt es wieder Spaghetti, diesmal unter einem herrlichen Sternenhimmel. Viel ist nicht mehr los heute und wir gehen früh zu Bett.

Grand Canyon bei Desert View
Tag 3: Grand Canyon Village - Desert View (48km)

Der Tag beginnt recht früh, denn einen Sonnenaufgang am Grand Canyon wollen wir uns nicht entgehen lassen. Aus der Zeitung erfahren wir, wann es soweit ist. Unser Vorteil ist, daß wir natürlich mit unseren Rädern bis zum Canyon fahren können. Und es dauert nicht lange, da füllt sich der Aussichtspunkt mit zahllosen Touristen. Der Sonnenaufgang selber ist hier unbeschreiblich. Begleitet vom Surren der Kameras und dem Klicken und Blitzen der Fotoapparate erhebt sich die Sonne in den Morgenhimmel. Die Mondsichel, die eben noch sichtbar war, verschwindet im Blau des Morgens und der Canyon ändert seine Farbe minütlich. Nach einem leckeren Frühstück machen wir uns auf den Weg und fahren mit dem Shuttle ein Stückchen am Canyon-Rand entlang. Hier erhält man weitere Einblicke in die Schlucht und ein steiler Pfad lädt zum Wandern in die Tiefe bis zum Grund ein. Aber Vorsicht: Hier haben Maultiere Vorfahrt ;) Nach einem stärkenden Mittagessen in einem Restaurant, wo es auch Knockwurst with Sauerkraut gibt, machen wir uns auf in Richtung Desert View. Eine kurvige Straße mit vielen Aussichtspunkten am Canyon entlang. Angekommen in Desert View zelten wir auf dem Zeltplatz, der über 20 Stellplätze verfügt und die Anmeldung nebst Bezahlung über eine Metallbox erfolgt. Sonst erwartet uns hier nur spartanischer Komfort und ein Schild mit dem Hinweis: Next showers 30 miles - da kommen wir doch gerade her. Der Sonnenuntergang ist auch diesmal wieder spektakulär.

endlose Straße
Tag 4: Desert View - Tuba City (97km)

Heute liegt ein langer Tag vor uns, der nicht viel an Sehenswertem bieten soll. Unser Ziel ist es, vor allem voranzukommen. Anfangs geht es schön bergab, doch bald hat uns die Monotonie des flachen Landes wieder und teilweise geht es auch moderat bergauf. Mittlerweile sind wir im Indianerland gelandet, was überall deutlich wird. Nicht nur die Menschen hier sind von einem anderen Schlag, auch unübersehbare, moderne Werbung weist daraufhin: Chief Yellow Horse - Original Navajo Art - 1/4 Mile ahead.
Mittag wollen wir wieder Fast Food essen, doch in Kayenta gibt es so was nicht. Nur eine Gaststätte und einen Touristenladen mit indianischem Handwerk. Unser Glück, wir dürfen in die Gaststätte sogar unsere Fahrräder mitnehmen und das Essen ist auch reichlich. Im Schatten des Restaurants ruhen wir noch ein bisschen in der Mittagssonne aus bevor es weitergeht. Auf der Weiterfahrt machen wir noch Bekanntschaft mit der Polizei - wir erhalten lediglich den Hinweis, doch bitte hintereinander auf dem Seitenstreifen zu fahren, der hier auch breit genug ist. In Tuba City angekommen fahren wir gleich auf den Zeltplatz, der hier aber hauptsächlich auf Wohnmobile eingerichtet ist. Dementsprechend hart ist auch der Boden. Am nächsten Morgen erleben wir auch eine Überraschung von oben: Unser Zelt ist voll mit Vogelkot.

Zeltplatz bei der örtlichen Polizei
Tag 5: Tuba City - Kayenta (122km)

Auch an diesem Tag wollen wir vor allem gut vorankommen. Am Morgen haben wir sogar Rückenwind, aber das Wetter lässt Wolken aufziehen. Unser Mittag wollen wir in Cow Springs in einem Restaurant zu uns nehmen, doch da haben wir uns getäuscht. Zwar ist dieser Fleck auf unserer Karte verzeichnet, aber etwas essbares gibt es hier weit und breit nicht. Nur drei Häuser, ein zerfallenes Geschäft und einen Bahnübergang. Ein Navajo, der es sich ein seinem Wagen gemütlich gemacht hat, meint, in 20 Meilen kommt ein Supermarkt, da können wir vielleicht was essen. Ziemlich hungrig fahren wir weiter und nur der Hunger treibt uns jetzt voran. Und tatsächlich, an einer Kreuzung zweier Straßen im Nirgendwo treffen wir auf alle Zeichen der Zivilisation: eine Tankstelle, ein Einkaufsmarkt und ein Waschsalon. Hier kaufen wir uns erst mal reichlich HotDogs und essen uns daran satt. Nicht nur wir haben Hunger, sondern auch die wilden Hunde hier, die uns alsbald bedrängen. Nach dieser Stärkung geht es weiter, lediglich ein Platten ereilt uns noch. Mit einem spektakulären Sonnenuntergang erreichen wir Kayenta.
Endlich in Kayenta angekommen, suchen wir einen Platz zum Übernachten. Zwar soll es einen RV-Stellplatz geben, doch ist dort lediglich Steinboden. Das einzige Fleckchen Grün ist der Vorgarten der örtlichen Polizeistation, wo wir nach einem kurzen Nachfragen auch nächtigen dürfen. Dieses ist wohl die sicherste Nacht überhaupt und am nächsten Morgen können wir wenigstens ausschlafen.

Abendstimmung im Monument Valley
Tag 6: Kayenta - Gouldings (64km)

Heute können wir es ruhig angehen lassen. Unser Ziel ist das Monument Valley bzw. Gouldings, die nächste Stadt. Unterwegs treffen wir schon auf imposante Steinskulpturen, die in Jahrtausenden von der Natur geschaffen worden. In Gouldings ist der Boden zwar hart, aber sandig. Vom Zeltplatz aus haben wir einen herrlichen Blick über das Monument Valley. Hier können wir auch erst mal unsere Wäsche waschen und nebenbei im Pool entspannen. Die Stadt selber besteht auch nur aus Hotels, einer Tankstelle und einem Supermarkt. Gegen Abend brechen wir noch mal ins Monument Valley auf. Hier ist bereits alles voller Auto-Touristen. Den Sonnenuntergang zu erleben ist schon imposant, die sich ständig ändernden Schattenformen auf den Sandfelsen sehr mystisch. Nach dem Sonnenuntergang erstreckt sich über uns ein sternenklarer Himmel, der interessante Aufnahmen ermöglicht. Der Weg zurück im Dunkeln ist aber nicht so schön, zumal wir hier von wilden Präriehunden verfolgt werden. Unser Glück - wir haben Fahrräder uns sind schneller. Der Abend geht schnell zur Neige und die Nacht soll uns nicht lange schlafen lassen. Ein Sturm hat sich breit gemacht und lässt uns kein Auge zumachen.

Ausfahrt vom Monument Valley
Tag 7: Gouldings - Blanding (120km)

Als wir losfahren, hat sich der Sturm verzogen, der Himmel ist immer noch grau und die Luft schwül. Heute geht es wieder auf lange Fahrt. Kurz nach unserem Start hält ein Autofahrer und gibt uns zwei Cola-Dosen mit den Worten "Lunch-Break". Solche Begegnungen sind uns doch willkommen, denn nicht alle Autofahrer zeigen soviel Verständnis und Rücksicht. Nach 40km fahren wir am Mexican Hat vorbei, einem weiteren Steinmonument, das wie ein mexikanischer Hut aussieht. Die Ausfahrt vom Monument Pass gestaltet sich in Etappen, die aber alle glücklicherweise bergab gehen. Und hier erreichen wir auch unsere Höchstgeschwindigkeit von über 70km/h. Mit der ganzen Beladung nicht ungefährlich, aber einem schnellen Vorwärtskommen zuträglich. Nach 78km wollen wir in Bluff auch mal wieder etwas essen. Im Turquoise Restaurant warten wir 10 Minuten auf eine Bedienung und entschließen uns dann für den sicheren Weg, um an Essen zu kommen: die nächste Tankstelle. Hier gibt es auch, wie so oft, ein Fast Food Restaurant innen und die Klimaanlage tut ihr übriges, unseren Aufenthalt erträglich zu gestalten. Am Horizont sehen wir dunkle Regenwolken aufziehen und unser weiterer Weg führt zum Teil über nassen Asphalt. Vorsichtshalber packen wir unser Gepäck in blaue Müllbeutel ein, doch regnen tut es glücklicherweise nicht mehr stark. Im Dunkeln erreichen wir Blanding und finden auch einen herrlichen Zeltplatz - mit grüner Wiese. Hier treffen wir auf ein deutsches Paar, das unseren Weg genau umgekehrt fährt. Ein kleiner Erfahrungsaustausch folgt.

Steinformationen in Arizona
Tag 8: Blanding - Moab (129km)

Früh geht es heute los. Ein langes Stück liegt vor uns, das wissen wir. Aber wie der Wind wird, das ist immer unberechenbar. Und so geht es auch los mit leichtem Gegenwind. Nach 36km und 2 1/2 Stunden halten wir in Monticello und frühstücken erst einmal richtig, nachdem die Kalorien von unserem Nudelfrühstück mittlerweile verbraucht sind. Der Weg zieht sich hier mitten durch die Berge und die Strecke scheint immer länger zu werden. Nach 88km wollen treffen wir in La Sal Junction ein, einer Kreuzung auf der Straße. Hier steht nur eine zerfallene Tankstelle und ein paar rostige Autowracks. Wir genießen hier unsere Reste vom Frühstück und machen erst einmal ausgiebig Pause.
Unser Ziel ist Moab, dahinter liegt der Arches National Park. Unseren ersten Steinbogen treffen wir schon eher: Wilson Arch, wo wir auch wieder viele Menschen treffen. Die letzten Kilometer nach Moab geht es erfreulicherweise bergab und wir genießen diesen Tagesausklang mit wenig Streß. Unten im Tal liegt wieder der Colorado und wir nehmen den letzten Zelplatz vor Arches National Park, das soll uns morgen ein paar Kilometer ersparen. Hier gibt es noch einmal allen Luxus wie warmes Wasser und Duschen. Daß dies für die nächsten Tage die letzte Dusche sein wird, wissen wir jetzt noch nicht.

Delicate Arch
Tag 9: Moab - Devils Garden (Arches N.P.) (55km)

Dieser Tag geht auch ruhig los. Heute haben wir nicht viel vor, unser Ziel liegt quasi schon vor uns: Der Arches National Park. Wir kehren noch einmal um und fahren in die Stadt - noch etwas einkaufen und lecker Mittag essen bei McDonalds. Dann legen wir auch los und fahren in den Nationalpark hinein. Am Eingang wird gleich klar, dass alle Stellplätze am einzigen Campingplatz im Park schon vegeben sind, aber davon lassen wir uns nicht abhalten. Gleich nach dem Eingang zieht sich die Straße serpentinenartig bergauf und auf dem Plateau hat man einen herrlichen Überblick über die schneebedeckten La Sal Mountains am Horizont. Sonst ist hier alles sehr sandig und kaum Vegetation vorhanden. Hier gibt es die kuriosesten Steinformationen: Tonnenschwere Brocken auf schmalem Untergrund, die jeden Moment umzufallen drohen. Auch das Wahrzeichen Utahs, den Delicate Arch, betrachten wir von weitem. Wer will, auch zu ihm hochwandern, aber mit den Rädern ist das etwas problematisch. Am anderen Ende des Parks steht der Landscape Arch, der größte Steinbogen mit über 90m Spannweite. Leider ist er im Dunkeln nur als Schattenriß wahrzunehmen. Auf dem Campingplatz gibt es zum Glück noch genügend freie Fläche für unser kleines Zelt, auch wenn es alles etwas schief ist. Die Nacht ist auch nicht die bequemste und wir wollen hier auch nicht länger bleiben, nicht nur des Namens wegen - Devils Garden - sondern weil wir am nächsten Tag den Greyhound erreichen müssen.

Blumen am Wegesrand
Tag 10: Devils Garden (Arches N.P.) - Crescent Junction (42km) - Salt Lake City

Heute wollen wir rechtzeitig los, denn wir wollen heute noch mit dem Greyhound bis Salt Lake City kommen. Unser Weg führt uns noch einmal durch den Arches National Park vorbei an großen und kleinen Steinbögen. Dann müssen wir wieder auf den Interstate kommen. Der Weg dahin ist aber nur ein kleiner, sandiger Pfad. Ein Schild am Eingang warnt: Bei Regen nicht befahrbar. Und selbst im trockenen kommen wir uns vor wie in einer riesigen Wüste, so schwer ist hier das Vorankommen. Wir müssen unsere Räder zum Teil durch den Sand schieben, da das Fahren hier unmöglich ist. Nach einigen Kilometern wird der Weg zum Glück wieder fester und es geht durch Farmland bis wir am Horizont den Interstate sehen. Hier sind wir wieder auf sicherem Pflaster unterwegs und unser erstes Ziel, Crescent Junction, wo wir auf den Greyhound warten wollen, ist auch nicht mehr weit. Hier an der Kreuzung zweier Highways gibt es wieder nichts als eine Tankstelle und ein geschlossenes Cafe. Wir essen erst einmal Mittag und setzen uns in das geschlossene Cafe, schon ein komisches Gefühl. Dann geht es an das Packen unserer Sachen, denn sie müssen busgerecht verstaut werden. Provisorisch verpacken wir unsere Räder in Karton, der vorher hier Getränkedosen zusammenhielt.
Und tatsächlich kommt der Bus auch bald darauf. Es ist noch mal etwas Überredungskunst gefragt, bis man uns und unsere Räder mit an Bord nimmt, unser Gepäck müssen wir mit in den Fahrraum nehmen, wo es so schon eng ist. Unser Weg nach Salt Lake City zieht sich fast nur auf geraden Straßen entlang, die Gegend ist nicht sehr abwechslungsreich. In Salt Lake City müssen unsere Fahrräder in neuen Boxen verpackt werden. Diese kosten 15$ für jeden und passen nicht mal für die Fahrräder. Nach Abmontieren der Vorderräder werden diese - sogar umsonst - in extra Boxen verpackt. Den Abend sehen wir uns noch etwas in Salt Lake City um, gleich um die Ecke ist der Tempel der Mormonen, der auf alle Fälle einen Besuch lohnt. Da wir nicht wissen, wo wir schlafen sollen, bleiben wir die Nacht einfach auf der Busstation. Hier sind wir nicht die einzigen, aber es ist nicht einfach, auf den harten Plastesitzen gemütlich schlafen zu wollen. Morgen wollen wir noch bis nach West Yellowstone fahren.

Mit dem Greyhound unterwegs
Tag 11 Salt Lake City - West Yellowstone - Madison (23km)

Mit Ausschlafen ist heute nicht viel in der Busstation. Gegen 5:00 Uhr gehen die Spielautomaten an und machen einen Höllenlärm. So langsam füllt sich die Halle auch mit Reisenden. Gegen 8:00 Uhr fährt unser Bus und wir sind besorgt, dass unsere Fahrräder auch in den richtigen Bus kommen. Glücklicherweise verläuft alles ohne Probleme. Noch einmal liegen 8 Stunden Fahrt vor uns. In Idaho merken wir dass sich die Natur wieder verändert: Hier gibt es wieder Berge und Bäume, die sich langsam schon bunt färben.
In West Yellowstone angekommen bauen wir unsere Räder wieder auf. Die erste Fahrt führt uns in eine nahe Autowaschanlage, wo wir erst mal unsere Räder vom Staub und Sand der Wüste reinigen. Dann geht es noch ein Stück hinein in den Yellowstone Nationalpark bis nach Madison. Hier treffen wir auch auf wilde Tiere, Rehe am Straßenrand sind hier keine Seltenheit. Der Zeltplatz ist hier in freier Wildnis. Deshalb gibt es hier auch extra bärensichere Müllcontainer und Essensboxen, wo wir unser Essen über Nacht verstauen. Am Eingang hängt eine Information über das hiesige Wetter: ganz ungewohnt soll es nachts bis zu 5 Grad kalt werden.

Norris Geyser Bassin
Tag 12: Madison - Tower Roosevelt (96km)

Am nächsten Morgen ist es dann auch noch richtig kalt und zum ersten Mal brauchen wir wirklich unsere langen Sachen. Heute wollen wir die Nordschleife fahren. Viele sehenswerte Sachen liegen vor uns, zum Beispiel Mammoth Hot Springs, eine terassenförmige Kalkablagerung. Aber auch der Yellowstone-Fluß mit kleineren Wasserfällen zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Strecke führt durch grüne Wiesen und Wälder, ganz anders als wir es bisher gewohnt waren.
In Tower Roosevelt treffen wir auch wieder auf einen kleinen unbewachten Zeltplatz. Hier erfolgt die Bezahlung auch wieder per Briefeinwurf. Komfort wird hier ganz klein geschrieben, immerhin gibt es Plumpsklos und kaltes Wasser aus Hähnen, die direkt aus der Erde kommen. Nicht zu vergessen das große Holzhaus nebenan mit beheizten Räumen, in dem wir nur einen Billardtisch erspähen können. Wir sind jedoch zufrieden und von vornherein nicht sehr anspruchsvoll. Hier treffen wir auch Bill und seine Freundin, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs sind. Zusammen bei HotDogs und Marshmallows über dem offenen Feuer kommen wir uns etwas näher. Auch diese Nacht wir kühl werden. Unser Essen wird wieder in der Bärenbox verstaut, die (zu unserer Beruhigung?) nur 10m von unserem Zelt entfernt steht.

Abendstimmung kurz vor Madison
Tag 13: Tower Roosevelt - Madison (82km)

Heute morgen ist wieder ein kühler Morgen. Doch mit der Sonne ändert sich das wieder schlagartig. Wir wollen heute abend wieder in Madison sein und dann die südliche Seite des Parks in Angriff nehmen. Doch davor wollen wir noch ein paar Einblicke in die Natur hier erlangen. Unser Weg führt uns vorbei an den Upper und Lower Falls des Yellowstone. Mittagspause machen wir in Canyon Village. Hier ist ein riesiges Touristenzentrum, viele Souvenirshops sowie Restaurants. Auch wir wollen hier essen. Ein Besuch in einer Büffel-Ausstellung zeigt interessante Fakten und Videos von Leuten, die diesen Tieren zu nahe gekommen sind. Trotz ihres scheinbar friedlichen Verhaltens sollte man gebührenden Abstand zu ihnen halten. Auf unserer Weiterfahrt treffen wir immer wieder auf kleinere Staus an der Straße und vielen Menschen, die am Straßenrand stehen - ein Indiz dafür, dass wieder ein wildes Tier gesichtet wurde. Auch hier sind die Büffel höchstens 100m von uns entfernt. Ein doch etwas komisches Gefühl.
Gegen Abend kommen wir wieder in Madison an, wohlwissend, dass uns auch hier keine Dusche erwartet. Am Eingang zum Zeltplatz wird Feuerholz verkauft, wir sind aber geizig und suchen uns im Wald eigenes, hier gibt es auch reichlich davon, doch den verwöhnten Caravan-Touristen wird hier vieles abgenommen. Umso leckerer schmecken uns auch unsere Marshmallows, die wir hier rösten. Und zu guter letzt werden wir von den Zeltplatzangestellten noch auf einen leckeren Kuchen eingeladen, weil sie ihren letzten Tag feiern.

Old Faithful Geysir
Tag 14: Madison - Flagg Ranch (102km)

Heute wollen wir eigentlich nur noch den Old Faithful besuchen und dann wieder ein gutes Stück schaffen. Unterweg erwarteten uns bereits mehrere kleinere Geysire und heiße Quellen in allen Farben. Beim Old Faithful angekommen erwartet uns wieder ein riesiger Touristenpulk. Hier war die Straße sogar vierspurig und ein riesiger Parkplatz wurde extra für die ganzen Autofahrer angelegt. Old Faithful ist der Geysir, der mit vorhersagbarer Regelmäßigkeit ca. alle 70 Minuten eine Wasserfontäne ausstößt. So hatten wir noch eine gute Stunde, uns vorzubereiten. Interessant sind auch die kleineren warmen Quellen ein Stückchen im Hinterland. Mit präziser Voraussage trafen wir auch wir pünktlich beim "Alten Getreuen" ein und nahmen Platz zur Vorstellung, der mittlerweile über 1000 Menschen in mehreren Bankreihen folgten.
Nun musste auch unser Hunger gestillt werden und mit ein paar HotDogs und Brötchen aus dem Laden sind wir wieder einmal günstig davongekommen - und satt geworden. Unser Tagesziel war der Grand Teton National Park. Doch soweit sollen wir heute nicht mehr kommen, denn es wird schon langsam bewölkt und dunkel am Himmel. Unter leichtem Regen schaffen wir es bis Flagg Ranch, einem Urlaubsressort zwischen Yellowstone und Grand Teton. Hier stellen wir unser Zelt inmitten von einigen Caravans auf und trotz des Preises von 20$ erfreuen wir uns der Duschen - nun seit 6 Tagen endlich wieder. Auch hier gibt es wilde Tiere und vorsichtshalber lassen wir unser Essen draußen stehen. Da es aber regnet, holen wir es alsbald wieder rein, ganz darauf verzichten können wir nun auch nicht.

wilder Zeltplatz bei Moose
Tag 15: Flagg Ranch - Moose (75km)

Früh ist es wieder kalt und naß. Doch duschen tun wir trotzdem, man muß es hier ausnutzen, wer weiß, wann die nächste Gelegenheit dazu ist. Mit der Eintrittskarte vom Yellostone Park können wir auch in den Grand Teton einfahren. Kurz darauf machen wir Frühstückspause. Ein Paar aus Kalifornien hält an und überlässt uns einige ihrer leckeren Sachen: gekochte Eier, Mandel und Muffins - für uns der pure Luxus. Als es dann auch aufklart und die Sonne wieder scheint können wir auch am Horizont die mächtigen Berge sehen. Die Tetons ragen hier aus der flachen Ebene auf über 4000m hinauf. Interessant das Schauspiel, dass die Sonne bietet, die nun schon wieder dabei ist, hinter den Bergspitzen unterzugehen. Ein letzter Halt am Jenny Lake lässt uns nur kurz verweilen, denn schon wird es im Schatten der Bergriesen wieder kälter. In der Nähe gibt es leider auch keinen richtigen Zeltplatz und so beschließen wir, einfach in der Wildnis zu zelten. In der Nähe von Moose schlagen wir uns in den Wald und bauen unser Zelt auf. Das Abendessen ist spärlich und nicht einmal warm - mal wieder HotDogs und Kekse. Dann hängen wir unser Essen und Waschzeug, alles was irgendwie wilde Tiere anlocken könnte, auf einem Baum ein Stücken weg auf. Das sollte auch gut so sein. Nicht lange dauerte es, als wir aus unserem Schlaf geweckt wurden. Unter unserem Essen hatte sich ein Rudel Kojoten versammelt und heulte die ganze Nacht. An Schlaf war da nicht mehr zu denken. Irgendwie haben wir aber auch diese Nacht überstanden und am nächsten Morgen hing zum Glück unser ganzes Essen noch da.

Unsere Gastgeberin Denise
Tag 16: Moose - Swan Valley (107km)

Diese Nacht werden wir so schnell nicht vergessen. Heute wollen wir soweit wie möglich nach Idaho fahren. Die einzige Straße hier führt über den Teton-Paß, was mit unserem Gepäck keine leichte Aufgabe wird. Vorbei an den majestätischen Bergen geht es auf der noch ebenen Straße teils durch Wald, teils über Felder und vorbei an dem Wintersportort Jackson. In Wilson machen wir erst einmal ein richtiges Frühstück, nachdem wir uns beeilt haben, aus dem Wald bei Moose zu verschwinden. Hier gibt es Riesenhamburger mit Salatbeilage und Pommes sowie als Nachtisch leckeren Kuchen. Das bringt uns wieder zu Kräften und wir können den Teton-Paß in Angriff nehmen. Für die folgenden 600 Höhenmeter auf 8km brauchen wir fast 2 Stunden mit reichlich Pausen. Dafür entlohnt ein herrlicher Ausblick und eine rasante Abfahrt hinein nach Idaho. Nur noch ein letzter, kleiner Paß, der für uns jetzt keine Schwierigkeit mehr darstellt trennen uns vom doch recht flachen Land, das dahinter liegt. In Swan Valley ist sogar ein Zeltplatz eingezeichnet, auf den wir wollen. Von der Hauptstraße biegt ein holpriger Feldweg ab und die Wegweiser sagen: 2,5 Meilen. Langsam dämmert es auch, doch der Fast-Vollmond leuchtet uns den Weg. Tatsächlich treffen wir auch auf eine Wiese, die wie ein Zeltplatz aussieht, nur keine Zelte. Ein Schlagbaum ist auch heruntergelassen. Wir überqueren ihn einfach und sind fast so erschrocken wie die Kühe, denen wir plötzlich begegnen. Auf dieses Treffen waren wir auch nicht vorbereitet und die Tiere springen wie wild davon. Hier wollen wir nicht bleiben und fahren zurück in die Stadt (wenn man das von 200 Einwohnern behaupten kann). Bei der Lundquist-Ranch klingeln wir und wollen nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen. Zuvorkommend bietet man uns ein Stück Wiese hinter dem Haus an - mit Familienanschluß. Die Kinder helfen bei Aufbau des Lagers inklusive 110-Volt-Beleuchtung. Die Einladung zum Fernsehen lehnen wir dankend ab.

Sonnenuntergang in Idaho
Tag 17: Swan Valley - HWY20 (109km)

Die Dusche am nächsten Morgen nehmen wir aber mit. Auch die leckeren selbstemachten Pancakes mit Sirup können wir nicht verschmähen. Etwas zu Essen für unterwegs bekommen wir auch noch mit von Denise, die uns freundlich empfangen hat. Das Land ist merklich flacher und so kommen wir gut voran. Nach 60km sind wir in Idaho Falls, wo wir (mal wieder) Mittag bei McDonalds machen. Das gute hier sind die free Refills, freie Nachfüllungen, falls man sich eine Cola oder ähnliches bestellt. Davon machen wir hier reichlich Gebrauch und auch die Klimaanlage verbreitet angesichts der Temperaturen außerhalb eine angenehme Atmosphäre. Ebenso wie wir eine Stund gebraucht haben, um vom äußersten Haus von Idaho Falls zur Stadtmitte zu kommen brauchen wir eine Stunde, um diese Stadt zu verlassen, auch wenn nur noch vereinzelte Häuser unseren Weg begleiten. Immer weiter geht es nach Westen und die Straße verläuft ohne eine einzige Kurve geradeaus. Nach weiteren 50km sind wir an der Grenze zu Bingham County (die einzige Beschreibung, die diesen Ort beschreibt), was ein einzelnes Schild deutlich macht. Da es schon dämmert machen wir geniale Fotos mit der Sonne genau im Westen vor uns und bauen unser Zelt am Straßenrand auf. Mit etwas Stroh, das vom Laster gefallen ist, polstern wir den sandigen Boden. Unter Millionen von Sternen in fast totaler Einsamkeit essen wir noch HotDogs und lassen den Tag ausklingen.

Erdhörnchen
Tag 18: HWY20 - Craters of the Moon (103km)

Dieser Tag beginnt mit lauten Motoren von Autos und Bussen, die zu Dutzenden die Straße hier passieren. Manche hupen auch und so ist an Ausschlafen nicht zu denken. Alles Pendler, die auf Arbeit fahren, wie wir später feststellen. Denn nach ein paar Kilometern ist schon ihre Arbeitsstelle auszumachen: ein Riesenkomplex aus mehreren großen Gebäuden und auf verschieden Schildern steht auch, was hier gemacht wird: Atomenergie erzeugt. Nicht von ungefähr die Warnungen an den Zäunen neben der Straße: Betreten verboten. Auch als wir ein Schild sehen, das auf das erste Atomkraftwerk der Welt von 1949 hinweist, fühlen wir uns auch nicht besser. Immerhin lassen wir diesen historischen Ort bald hinter uns, ebenso wie Arco, dessen Lichter als erstes mit Atomenergie brannten. Interssant ist hier der Number Hill, an dem jeder Abschlussjahrgang sein Abschlussjahr in großen Zahlen weithin sichtbar auf den nahegelegenen Berg geschrieben hat.
Mit gestiegener Anstrengung dank zunehmendem Westwind und geschicktem Windschattenfahren schaffen wir unser Tagesziel mitten in der Einöde: Craters of the Moon. Was ehemals ein aktiver Vulkanausläufer war ist heute ein Touristenziel in der Mitte von Nichts. Immerhin gibt es hier fließendes Wasser und wir dürfen unser Zelt auf Lavaerde aufbauen. Auch hier trifft man wieder auf Menschen, was nach einem langen Tag auf dem Rad sehr erfreulich sein kann.

Lavalandschaft Craters of the Moon
Tag 19: Craters of the Moon - HWY20 (83km)

Die Sonne geht hier früh im wolkenlosen Himmel auf. Keine Wolke ist am Himmel zu sehen. Wir nutzen die frühe Stunde, um etwas von der bizarren Welt der Vulkane kennenzulernen: Ein 11km langer Weg führt ein einem Rundkurs zu den markantesten Stellen. Wir betrachten einen erloschenen Vulkankrater von oben, besteigen einen riesigen Lavahügel und kriechen durch Röhren, die ehemals von Lava durchflossen wurden. Alles in allem sehr beeindrucken und doch gefährlich, man kann sich hier schnell verlaufen, doch alles ist gut ausgeschildert. Dann geht es weiter nach Westen. Unser Ziel ist nun nur noch vorankommen und bald in Emmett zu sein. Doch das ist leichter gesagt als getan. Der Wind steht nun stark gegen uns und wir mühen uns ab, voranzukommen. Da hilft auch das Mittag in Kathy's Kitchen in Carey wenig, auch wenn ich trotz Falschlieferung einen zweiten Hamburger umsonst bekomme. Hier ist der Kunde noch König. Im Dunkeln fahren wir die letzen Kilometer bis zur nächsten großen Kreuzung, an der es laut Karte auch einen Rastplatz gibt. Hier wollen wir zelten. Ein netter Jongleur, der mit seinem Sohn unterwegs ist, überlässt uns seine Sandwiches und wir bauen unser Zelt im Mondschein auf. Etwas beunruhigt sind wir angesichts der überall eingelassenen automatisch gesteuerten Sprenkler, die überall und auch neben unserem Zelt stehen. Provisorisch decken wir es mit Folie ab, doch zum Glück soll das nicht unser Problem werden über Nacht. Vielmehr weckt uns Kojotengeheul aus der Ferne und das Trampeln von hunderten von Schafen, die in einem hier geparkten LKW auch nicht schlafen können (wohl angesichts der Kojoten).

Endlich am Ziel, im Hintergrund Emmett
Tag 20: HWY20 - Emmett (76km)

Nachdem wir die Nacht auch überstanden haben, geht es weiter gen Westen. Der Wind wird immer stärker und nach 40km sind wir uns einig, dass dies ja kein Wettkampf gegen die Natur, sondern Urlaub sein soll. Also versuchen wir, per Anhalter weiterzukommen. Und nicht lange dauert es, da hält sogar einer an und nimmt uns mit seinem Pickup mit - wirklich praktisch. In 2 Stunden sind wir in der Hauptstadt Idahos, Boise. Von hier zieht sich der Weg gemütlich am Snake-River durch grüne Parks entlang und die letzten 30km über Land schaffen wir auch mit der Motivation, heute noch eine Dusche, warmes Essen und ein bequemes Sofa zum Schlafen zu haben. Richtig erhaben ist der Blick in das Tal, wo Emmett liegt, von hier geht es nur noch bergab bzw. gerade. Nach über 1750km und 20 Tagen sind wir am Ziel unserer Reise angelangt. Sheila und ihre Familie erwarten uns schon freudig und werden mit uns die nächsten Tage gemeinsam verbringen.